2.
Wenn der Apostel sagt: „Ziehet den alten Menschen aus“1, so meint er den ganzen [Menschen], der Augen hat zu Augen, einen Kopf zum Kopfe, Ohren zu Ohren, Hände zu Händen, Füße zu Füßen. Denn den ganzen Menschen, Seele und Leib, hat der Böse befleckt und zerrüttet, er hat den Menschen, den alten Menschen, S. 13 den befleckten, den unreinen, den, der gegen Gott kämpft und dem Gesetze Gottes sich nicht unterwirft, mit der Sünde selbst bekleidet, so daß der Mensch nicht mehr sieht, wie er will, sondern verkehrt sieht und verkehrt hört, „mit seinen Füßen nach dem Bösen jagt“2, mit seinen Händen dem Gesetze zuwiderhandelt3 und mit dem Herzen Schlimmes sinnt4. Darum wollen auch wir Gott bitten, er möge uns den alten Menschen ausziehen; er allein ja kann von uns die Sünde wegnehmen. Denn die uns in Fesseln gelegt, sind stärker als wir und halten uns in ihrem Reiche gefangen. Er selbst aber hat uns die Erlösung aus dieser Knechtschaft verheißen. Wie bei (gleichzeitigem) Sonnenschein und Windeswehen die Sonne einen eigenen Körper und eine eigene Natur hat, ebenso auch der Wind eine eigene Natur und einen eigenen Körper besitzt und niemand den Wind von der Sonne scheiden kann, es sei denn daß Gott ihn nicht mehr wehen läßt, so ist auch die Sünde mit der Seele vermischt, gleichwohl aber behält jede ihre eigene Natur.
