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S. 320 Keine Kunst und kein Reichtum dieser Welt, sondern einzig und allein das Erscheinen Christi kann den Menschen heilen, dessen innigste Verwandtschaft mit Gott diese Homilie darlegt.
Wer das einsame Leben erwählt, muß alles, was in dieser Welt vorgeht, als ihm fremd und fernstehend betrachten. Denn wer in Wahrheit dem Kreuze Christi folgt, muß alles, „ja selbst sein eigenes Leben“1 verleugnen, dessen Sinn muß angenagelt an „die Liebe Christi“2 sein. Er muß somit den Herrn Eltern, Brüdern, Weib, Kindern, Verwandten, Freunden und Vermögen vorziehen. Das hat ja der Herr dargetan mit den Worten: „Ein jeder, der nicht Vater oder Mutter oder Brüder oder Weib oder Kinder oder Äcker verläßt und mir nachfolgt, ist meiner nicht wert“3. Denn „in keinem andern findet sich“ für die Menschen „Heil“4 und Ruhe, wie wir gehört haben. Wie viele Könige sind schon aus Adams Geschlecht hervorgegangen, die über die ganze Erde herrschten und stolz auf ihre königliche Macht waren! Und trotz solcher Machtfülle vermochte von diesen keiner die Bosheit zu erkennen, die infolge des Fehltrittes des ersten Menschen in die Seele eindrang und sie verfinsterte. Sie sollte die Veränderung nicht mehr einsehen. Vorher nämlich schaute der Geist in seiner Reinheit und Würde seinen Herrn und jetzt ist er infolge des Falles mit Schmach umkleidet, „die Herzensaugen“5 sind geblendet, um nicht mehr jene Herrlichkeit zu schauen, die unser Vater Adam vor seinem Ungehorsam schaute.
