3.
So schauen sie einander in vielerlei Gestalten, in großer, mannigfaltiger, göttlicher Herrlichkeit und ein jeder staunt und frohlockt in unaussprechlichem Jubel, wenn er des andern Herrlichkeit gewahrt. Siehst du, wie Gottes Herrlichkeit unaussprechlich und unfaßbar ist, voll unaussprechlichen Lichtes, ewiger Geheimnisse und unzählbarer Güter? In der Erscheinungswelt ist S. 279 niemand imstande, die Gewächse der Erde oder die Samen oder die mannigfaltigen Blumen zu zählen. Niemand vermag all den Reichtum der Erde zu bemessen oder zu erkennen. Kein Mensch kann die im Meere lebenden Tiere, ihre Zahl, ihre Gattungen und Verschiedenheit, seine Wassermenge und sein Flächenmaß erfassen. Es ist unmöglich, die Zahl der Vögel in der Luft, ihre Arten oder ihre Mannigfaltigkeit zu kennen. Es ist ausgeschlossen, die Größe des Himmels, die Stellungen der Gestirne oder ihren Lauf zu erfassen. Ebenso ist es unmöglich, den ungemessenen, unbegrenzten und unfaßbaren Reichtum der Christen zu schildern oder zu erklären. Denn wenn schon diese geschaffenen Dinge so unbegrenzt und unbegreiflich für die Menschen sind, um wieviel mehr muß es der sein, der sie geschaffen und gebildet hat. Darum muß man erst recht jubeln und sich freuen, daß den Christen ein solcher Reichtum und ein solches Erbe bereitet ist, wie es niemand zu sagen oder auszusprechen vermag. In allem Eifer und „in aller Demut“1 aber muß man zum Christenkampfe treten und jenen Reichtum in Besitz nehmen. Denn der Christen Erbe und Anteil ist Gott selbst. „Der Herr“, heißt es, „ist der Anteil meines Erbes und meines Bechers“2. Ehre sei dem, der sich selbst [uns] schenkt und seine heilige Natur mit den Christenseelen vereinigt, in Ewigkeit. Amen. 35. Homilie.
