3.
Ein Hirte kann das räudige Schaf heilen und vor Wölfen schützen. Ebenso konnte Christus, der wahre Hirte, nach seiner Ankunft das verlorene und räudige Schaf, den Menschen, von der Räude und dem Aussatz der Sünde heilen. Die alten Priester, Leviten und Lehrer vermochten durch die Darbringung von Gaben und Opfern und Besprengungen mit Blut die Seele nicht zu heilen, ja sie waren nicht einmal imstande, sich selbst zu heilen. Denn „sie trugen selbst die Schwäche an sich“1. „Es ist ja unmöglich“, heißt es, „daß das Blut von Stieren und Böcken Sünden hinwegnehme“2. Der Herr kennzeichnete das Unvermögen der damaligen Ärzte, da er sprach: „Freilich, ihr werdet mir jenes Sprichwort sagen: Arzt, heile dich selbst“3. Damit wollte er sagen: Ich bin nicht wie jene, die sich selbst nicht heilen können. Ich bin der wahre Arzt, „der gute Hirte, ich setze mein Leben ein für meine Schafe“4, ich kann jede Krankheit und jede Schwachheit der Seele heilen. Ich bin das unbefleckte Lamm, das ein für allemal geopfert ward, ich kann die heilen, die zu mir kommen. Ja, die S. 315 wahre Heilung der Seele geht allein vom Herrn aus. Denn es heißt: „Sehet, das Lamm Gottes, das hinwegnimmt die Sünde der Welt“5 — nämlich die Sünde der Seele, die an ihn glaubt und ihn aus ganzem Herzen liebt.
