5.
Nicht will ich von der Heimat des Verstorbenen, seiner Familie, seinen körperlichen Vorzügen, seinen äußeren Würden oder all dem, worauf die Menschen stolz sind, sprechen; ich will es Lobrednern überlassen. Ich beginne mit dem, was uns das Wichtigste ist und am nächsten liegt. Der Verstorbene war der Sprosse nicht berühmten Geschlechtes; dasselbe hatte sich nicht durch Frömmigkeit ausgezeichnet. Nicht schäme ich mich nämlich meiner Vorfahren; ich vertraue auf das Ende. Sein Geschlecht war nicht in das Haus Gottes verpflanzt. Zwei große Gegensätze, heidnischer Irrtum und Gesetzeswahnsinn, waren in seinem Geschlechte gar sonderbar und widersinnig vermischt; einen Teil dieser Irrtümer vermied es, einen Teil nahm S. 356 es auf. Seine Vorfahren verwarfen zwar die heidnischen Götzen und Opfer, verehrten aber das Feuer und die Lichter; sie beobachteten den jüdischen Sabbat und das Verbot gewisser Speisen, wollten aber von der Beschneidung nichts wissen. Hypsistarier nennen sich die Armseligen. Ihr höchstes Wesen ist allein der Schöpfer. Wer führte nun ihn, dessen Religion so verschiedene Elemente in sich schloß, zu dem Ziele, das er erreicht hatte? Ich weiß nicht, soll ich mehr die Gnade preisen, welche ihn gerufen hatte, oder seinen guten Willen. Auf jeden Fall hat er die ihn belästigende Krankheit seines geistigen Auges in einer Weise beseitigt und ist so schnell zur Wahrheit geeilt, daß ich mich darüber, daß er um des himmlischen Vaters und des wahren Erbes willen den Verlust der Mutter und eines Teiles seines Vermögens ertrug und diese Kränkung gelassener hinnahm als andere die größten Ehren, nicht so sehr wundere, so sehr man ihn auch deshalb bewundern muß. Und warum? Diesen Eifer hat er ja mit vielen anderen gemeinsam und es müssen doch alle in das große Netz Gottes eingehen und sich von den Lehren der Fischer fangen lassen, mögen auch die einen früher, die anderen später durch das Evangelium gebunden werden. Was mich von seiner Bekehrungsgeschichte besonders ergreift, muß ich mitteilen.
