25.
Wir glauben es und wir hören davon, daß es eine Hefe des göttlichen Zornes1 gibt. Sie ist das, was von seiner Erbitterung gegen die, welche (den Zorn) verdienen, übrigbleibt; Gott ist ja „der Herr der Rache“2. Mag er auch bei seiner Güte geneigt sein, statt Strenge Nachgiebigkeit walten zu lassen, so verzeiht er doch nicht vollständig den Sündern, damit sie nicht durch seine Barmherzigkeit noch schlimmer werden. Der Verstorbene jedoch trug denen, welche ihn erzürnten, nichts nach, mag er auch gegenüber dem Zorne nicht ganz unverwundbar gewesen sein und vor allem in geistigen Dingen sich vom Eifer haben hinreißen lassen. Wenn er sich einmal rüstete und waffnete, war es auch, um gegen Kränkungen wie gegenüber einem Feinde schon von ferne Stellung zu nehmen. Selbst sozusagen von Tausenden hätte er sich nicht aus der Fassung bringen lassen. Seine Erregung S. 372 war sanft. War er erregt, so war er nicht gleich einer Schlange innerlich unruhig und rachsüchtig und schritt nicht schon im ersten Augenblicke zu hitziger Tat und Vergeltung, sondern glich dem Stachel einer Biene, indem er verletzte, ohne zu töten. Seine Menschenliebe war übermenschlich. Oftmals waren Folterräder und Geißeln angedroht worden und standen die Schergen schon bereit; die Strafe aber war, daß die Ohren etwas zu fühlen bekamen, Backenstreiche erteilt und Ohrfeigen versetzt wurden. So stand er von seinen Drohungen ab. Lag ein Verbrecher bereits ohne Kleider und Schuhe auf dem Boden, dann wandte sich des Vaters Unmut nicht gegen den Übeltäter, sondern gegen den, der bereitwillig Dienst tat, als hätte dieser dem Bösen gedient. Auf welche Weise hätte einer noch mehr seine Gutmütigkeit und seine Befähigung zum Priester offenbaren können? Kaum war er gereizt worden, hatte er schon den Beleidiger wieder in Schutz genommen, über dessen Vergehen errötend, wie wenn er es selbst begangen hätte.
