20.
Wer zeigte in öffentlichen Diensten größeren Eifer als der Verstorbene? Wer war weiser in der Verwaltung der häuslichen Angelegenheiten? Gott, welcher das Gute und Verschiedenartige ordnet, hatte ihm nämlich ein Haus und reichlichen Besitz zugewiesen. Wer war gegen die Armen, den entehrtesten Teil des doch gleichwertigen Menschengeschlechtes, mitleidiger und freigebiger? Seine eigenen Güter verwaltete er in der Tat so, als wären sie fremde Güter gewesen. Nach Möglichkeit erleichterte er die Not der Armen. Nicht nur von dem Überflüssigen teilte er aus, sondern auch von dem, was er selbst notwendig brauchte, wodurch sich erst recht deutlich seine Liebe zu den Armen zu erkennen gab. Gemäß der Mahnung Salomos1 teilte er nicht nur den Sieben mit; wenn noch ein Achter kam, wurde er auch nicht knauserig. Geben machte ihm größere Freude, als anderen bekanntlich das Nehmen bereitet. Sein Almosen kannte nicht „Bedrückung und Fingerzeigen“, worunter ich Knauserei und Prüfung des Empfängers auf seine Würdigkeit verstehe, auch nicht „übles Nachreden2“, wodurch sich die meisten verfehlen, da sie wohl geben, aber nicht gerne geben, was doch mehr Wert hat und vollkommener ist S. 368 als das Schenken (an und für sich). Er hielt es für viel besser, mit Rücksicht auf die Würdigen auch Unwürdigen etwas zu spenden, als in der Angst, Unwürdige zu beschenken, die Würdigen zu vernachlässigen. Der gleiche Gedanke scheint in der Forderung, man solle sein Brot auch in das Wasser werfen3, ausgesprochen zu sein. Nicht soll das Brot nämlich verschwinden, auch soll es nicht in den Augen des gerechten Richters dieser Welt verloren sein, sondern es soll dahin gelangen, wo all unser Tun aufbewahrt sein wird; es wird wieder erscheinen4, auch wenn wir nicht daran glauben.
