3.
Welche (Art von) Weisheit hätte nach deiner Ansicht desgleichen den Evangelisten gefehlt? Sie weisen wohl von den verschiedenen Arten derselben reichen Ertrag auf, doch tut jeder wiederum in einer anderen Art sich besonders hervor. So enthält sicherlich die nach Johannes betitelte Evangeliumschrift Naturphilosophie1. Denn niemand sonst, wage ich zu behaupten, hat mit so erhabener Weisheit die Majestät Gottes geschaut und in eigenartiger Sprache uns erschlossen. Er schwang sich auf über die Wolken, schwang sich auf über die Kräfte des Himmels, schwang sich auf über die Engel und fand „im Anfang das Wort‟ und schaute „das Wort bei Gott‟2. Wer aber hätte in höherem Grade die dem Menschen entsprechenden Lebensvorschriften bis ins einzelne unter dem Gesichtspunkt des Sittlichen erforscht und uns (schriftlich) vorgelegt als der hl. Matthäus? Was wäre wegen ihrer wunderbaren Verbindung vernunftgemäßer als die Verse, die der hl. Markus sogleich an den Anfang stellen zu müssen glaubte: „Sieh, ich sende meinen Engel‟ und: „die Stimme des Rufenden in der Wüste‟?3 Er wollte so einerseits Bewunderung hervorrufen, andererseits zeigen, wie der Mensch durch Demut und Enthaltsamkeit und Glauben gefallen müsse gleich jenem heiligen Johannes dem Täufer, der über die drei Stufen zur Seligkeit emporstieg: Kleidung, Nahrung, Predigt.
