4.
Der heilige Lukas hat dagegen eine Art geschichtliche Anordnung eingehalten und uns eine größere Anzahl wunderbarer Begebenheiten aus der S. 8 Lebensgeschichte des Herrn bekannt gegeben, doch so, daß die Geschichte dieses seines Evangeliums die Vorzüge der ganzen Weisheitslehre in sich schließt. Denn welche erhabenere Wahrheit kännte die Naturphilosophie als die von ihm mitgeteilte Tatsache, es sei der Heilige Geist auch Schöpfer der Menschwerdung des Herrn gewesen?1. In die Naturwahrheiten schlägt sonach seine Lehre von der schöpferischen Wirksamkeit des (Heiligen) Geistes ein. Darum trägt auch David Naturphilosophie vor, wenn er sagt: „Sende aus Deinen Geist und sie werden erschaffen werden‟2. Die Lehre vom Sittlichen vertritt (Lukas) in der gleichen Schrift, indem er mir in jenen Seligpreisungen3 sittliche Unterweisungen erteilt, wie ich den Feind lieben müsse4, wie ich dem tätlichen Angreifer nicht Hieb und Schlag zurückgeben dürfe5, wie ich Gutes tun, Darlehen geben müsse ohne Aussicht auf Rückerstattung und mit Aussicht auf die (göttliche) Lohnvergeltung6; denn leichter fällt einem der Lohn zu, wenn man ihn nicht (von Menschen) erwartet. Auch in Vernunftwahrheiten unterwies er mich, wenn ich lese, daß der, „welcher treu ist im Kleinsten, auch in bezug auf Größeres treu ist‟7. Was soll ich noch hinsichtlich der Naturwahrheiten an seine Lehre erinnern, die Kräfte der Himmel würden erschüttert8, der Herr der Sonnen9 sei Gottes eingeborener Sohn, bei dessen Leiden bei Tag Finsternis entstanden sei, die Erde in Dunkel sich gehüllt, die Sonne sich verborgen habe?10
Vgl. Luk. 1, 35. ↩
Ps. 103, 30 [hebr. Ps. 104, 30]. ↩
Luk. 6, 20 ff. ↩
Luk. 6, 27. 35. ↩
Luk. 6, 29. ↩
Luk. 6, 34 f. ↩
Luk. 16, 10. ↩
Luk. 21, 26; Mark. 13, 24 f. ↩
Der Plur. ‚Sonnen‛ (statt Sing. bei Schenkl, S. 6) nach Engelbrecht, S. 8 besser bezeugt und aus Mark. 13, 24 f. erklärlich (‚Sonnen‛ = Sonne, Mond und Sterne). ↩
Luk. 23, 24 f. ↩
