5.
Der ganze Vorrang also, den sich die weltliche Weisheit fälschlich anmaßt, gebührt in Wahrheit der geistlichen Weisheit. Kann doch, um eine etwas kühne Wendung zu gebrauchen, selbst unser Glaube, selbst das Trinitätsgeheimnis nicht ohne die dreifache S. 9 Weisheitslehre gedacht werden: ohne den Glauben an jenen, der von Natur der Vater ist, der uns den Erlöser erzeugt hat, und an jenes sittliche Ideal, (den Sohn,) der als Mensch dem Vater bis zum Tode gehorsam1 uns erlöst hat, und an jenen vernünftigen Geist, welcher der Menschenbrust die vernünftige Gottesverehrung und Lebensführung eingesenkt hat. Niemand glaube, wir hätten damit einen Unterschied zwischen ihrer Macht und Kraft gemacht, eine Verdächtigung, mit der er doch ebensogut einen Paulus begeifern könnte! Denn auch dieser machte keinen Unterschied, da er sprach: „Es gibt Unterschiede der Gnadengaben, aber es ist derselbe Geist; und es gibt Unterschiede der Ämter, aber es ist derselbe Herr; und es gibt Unterschiede in den Wirkungen, aber es ist derselbe Gott, der alles in allen wirkt‟2. Alles und in allen wirkt nämlich der Sohn, wie man auch an einer anderen Stelle liest: „Alles und in allen ist Christus‟3. Es wirkt aber auch der Heilige Geist; denn „alles wirkt ein und derselbe Geist, einem jeden zuteilend, wie er will‟4. Also keine Verschiedenheit des Wirkens, keinen Unterschied kann es geben, wo keiner Person weder im Vater, noch im Sohne, noch im Heiligen Geiste eine untergeordnete Kraftvollkommenheit zukommt.
