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Dies also laßt uns beim Lesen ernstlich bedenken, damit es uns an den (einschlägigen) Stellen selbst besser einzuleuchten vermag! „Denn wer sucht, der findet, und wer anklopft, dem wird aufgetan werden‟1. Nur reges Streben öffnet sich die Pforte zur Wahrheit: darum laßt uns den himmlischen Lehren folgen! Nicht umsonst ward zum Menschen gesprochen, was zu keinem anderen lebenden Wesen gesprochen wurde: „Im Schweiße deines Angesichtes sollst du dein Brot essen‟2. Den von Natur unvernünftigen Wesen muß auf Gottes Geheiß die Erde die Nahrung bieten, dem S. 10 Menschen allein hingegen wird, damit er die Vernunft, die er empfangen, betätige, ein in Arbeit verlaufendes Leben zur Vorschrift gemacht. Er, der sich ja mit der Nahrung der übrigen lebenden Wesen nicht zufrieden gibt, dem die Gabe der Obstbäume, die allen gemeinsam ihre Speise reichen sollten, nicht genügt, der vielmehr nach Genüssen bunt besetzter Tafeln verlangt, Genüsse aus überseeischen Ländern sich herbeiholt, Genüsse aus den Fluten rafft; er, der es sich schon für den (irdischen) Lebensunterhalt Mühe kosten läßt, darf es nicht verschmähen, wenn er für das ewige Leben kurzer Mühe sich unterziehen muß. Wer nun in diese Kämpfe heiliger Wissenschaft eintritt, die Sorge um dieses der Verirrung ausgesetzte Leben abstreift, der Bande der Sündhaftigkeit ledig, als Streiter der Frömmigkeit gleichsam der Seele Glieder mit des Geistes Öl salbt und den Kämpfen der Wahrheit sich unterzieht, der wird zweifellos den ewigen Lohn heiliger Siegeskronen verdienen. „Denn guter Arbeit harrt edle Frucht‟3. Und je mehr Kämpfe, um so herrlicher der Tugenden Krone.
