5.
Darum sollen jene, "die nicht aus dem Geblüte, auch nicht aus dem Willen des Fleisches, noch aus dem Willen des Mannes, sondern aus Gott geboren sind"1 , ihrem Vater das als Opfergabe darbringen, daß sie wie S. 114friedliche Kinder einträchtig leben! Darum sollen sich auch all die Teilnehmer an der Kindschaft Gottes nach dem Erstgeborenen der neuen Schöpfung richten, der2 kam, nicht um seinen Willen zu erfüllen, sondern den Willen dessen, der ihn gesandt hatte3 . Nahm doch der gnadenreiche Vater weder Zwieträchtige noch Ungleichartige als Erben an, sondern jene, die einmütig in ihrem Fühlen, einmütig in ihrem Lieben sind. Und diejenigen, die nach ein und demselben Vorbilde umgewandelt wurden, müssen auch die gleiche Gesinnung4 haben. Der Geburtstag des Herrn ist der Geburtstag des Friedens. Sagt ja der Apostel in diesem Sinne: "Denn er ist unser Friede, er, der aus beiden eins gemacht hat5 . Mögen wir darum Jude, mögen wir Heide sein, "gerade durch ihn haben wir Zutritt in ein und demselben Geiste zum Vater"6 . Gerade durch ihn, der seinen Jüngern vor seinem Leidenstage, den er durch eigene Anordnung im voraus bestimmt hatte, namentlich diese Lehre vortrug, indem er sprach: "Meinen Frieden gebe ich euch, meinen Frieden hinterlasse ich euch"7 . Und damit nicht unter dieser allgemeinen Bezeichnung das Wesen seines Friedens zweifelhaft bleibe, fügte er hinzu: "Nicht wie die Welt ihn gibt, gebe ich ihn euch"8 . Es hat die Welt, so sagte er, ihre Freundschaften, und viele macht sie durch Liebe zum Bösen einträchtig. Gleichgesinnte gibt es auch in der Lasterhaftigkeit, und ein ähnliches Ziel in den Wünschen erzeugt Gleichheit der Neigungen. Und wenn sich vielleicht auch manche S. 115finden, die alles Schlechte und Unehrbare mißbilligen und ein Einverständnis mit unerlaubten Dingen von ihrem Bunde ausschließen, so haben doch auch diese, mögen sie nun Juden oder Häretiker oder Heiden sein, keinen Anteil an der Freundschaft Gottes , sondern nur an dem Frieden, wie die Welt ihn gibt. Nein, der Friede der Katholiken und nach geistigen Werten Strebenden, jener Friede, der vom Himmel kommt und zum Himmel führt, verlangt, daß wir keinerlei Umgang mit denen pflegen, die an dieser Welt hängen, daß wir vielmehr allen Hindernissen Trotz bieten und uns von verderblichen Vergnügungen zu wahrer Freude emporschwingen, gemäß dem Worte des Herrn: "Wo dein Schatz ist, wird auch dein Herz sein"9 . Das heißt: Ist das, was du liebst, unten, so wirst du zur Tiefe hinabsteigen; ist dagegen das, was dir teuer ist, oben, so wirst du zur Höhe gelangen. Und dazu möge uns, deren Wollen und Denken bei allen dasselbe ist, die wir im Glauben, in der Hoffnung und in der Liebe eines Sinnes sind, der Geist des Friedens leiten und führen! "Sind doch alle, die vom Geiste Gottes geleitet werden, Kinder Gottes"10 , der mit dem Sohne und dem Heiligen Geiste waltet in Ewigkeit. Amen.
