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Und damit wir nicht zweifeln, daß man Gott spendet, was man dem Armen reicht, so laßt uns hören, welchen Handel die schließen, die Almosen geben! Offenbart uns doch der Herr, wie es beim künftigen S. 228Gerichte zugeht. An diesem Tage wird er den auf der rechten Seite Stehenden zurufen: „Kommet ihr Gesegneten meines Vaters, und besitzet das Reich, das euch seit Grundlegung der Welt bereitet ist! Denn ich war hungrig und ihr habt mich gespeist; ich war durstig, und ihr habt mich getränkt, ich war fremd, und ihr habt mich beherbergt. Ich war nackt und ihr habt mich bekleidet; ich war krank, und ihr habt mich besucht, ich war im Gefängnisse und ihr sei zu mir gekommen“1 . Wenn aber die Gerechten fragen, wann oder wie sie dies für ihn tun konnten, „dann wird ihnen der König zur Antwort geben: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, sooft ihr dies einem meiner geringsten Brüder getan habt, habt ihr es mir getan“2 . Was könnte reichlichere Früchte bringen, als solche Werke zu üben, was einem größeren Glücke entgegenführen, als in dieser Weise seine Menschenfreundlichkeit zu zeigen? Ein solches Verhalten verdiente natürlich auch dann schon Lob, wenn einer nur deswegen hilfsbedürftigen Mitmenschen Nächstenliebe entgegenbrächte, weil dieser die gleiche Natur wie er selber hat. Da jedoch nichts des ewigen Lohnes teilhaftig wird, was nicht aus der Quelle des Glaubens hervorgeht3 , so hat es eine andere Bewandtnis mit den Werken, die uns den Himmel verdienen, und eine andere mit denen, die nur der Erde frommen. Die Barmherzigkeit der Weltmenschen bleibt auf die beschränkt, denen sie zugute kommt. Die werktätige Liebe des Christen aber dehnt sich auch auf den aus, der sie veranlaßt hat. Heißt es doch, daß wir mit unserer Mildtätigkeit dem selber dienen, der, wie wir bekennen, „in uns wirkt“4 . Sagt ja der Herr: „So leuchte euer Licht vor den Menschen, daß sie euere guten Werke sehen und eueren Vater preisen, der im Himmel ist“5 .
