XXVIII. (Nr. 50.) An die Behörden und leitenden Männer und Ältesten von Sufeta
S. 191 Geschrieben im Jahre 399.
Den Behörden und leitenden Männern und Ältesten von Sufeta sendet Bischof Augustinus Grüße1.
Inhalt.
Augustinus spricht in scharfen Worten seine Entrüstung über die Ermordung von sechzig Mitbrüdern aus.
Euer berüchtigtes und schändliches Verbrechen, eure unerhörte Grausamkeit bringt Himmel und Erde in Aufruhr; eure Straßen und Heiligtümer sind von Blut gerötet und hallen wider von Meuchelmord. Ihr habt die Gesetze Roms zu Grabe getragen, ihr habt die Scheu vor gerechtem Gericht mit Füßen getreten, ihr seid bar jeder Ehrerbietung und Furcht vor den Kaisern. Ihr habt das unschuldige Blut von sechzig Brüdern vergossen; wer am meisten gemordet hat, erntete den größten Ruhm und erhielt einen Ehrenplatz in eurem Magistrat. Wohlan, jetzt zur Hauptsache! Wenn ihr behauptet, Herkules sei euer Eigentum, so wollen wir ihn euch wiedergeben. Metall ist da, an Steinen fehlt es nicht, ebenso wenig an den erforderlichen Marmorsorten, Künstler gibt es genug.Euer Gott soll mit allem Fleiße ausgemeißelt, gedrechselt und verziert werden. Auch Mennig schaffen wir zur Stelle; damit soll er bemalt werden, auf daß wieder eure heiligen Gelübde erschallen können. Ja, wenn ihr um euren Herkules jammert, dann wollen wir eine Sammlung veranstalten und euch einen Gott wieder kaufen. Dann gebt auch ihr die Seelen wieder herbei, die infolge eurer Grausamkeit ins Jenseits befördert worden sind. Wie also euer Herkules euch von uns wiedergegeben wird, so sollen auch die Seelen so vieler Unschuldigen von euch wiedergegeben werden.
Der Brief ist nur in einer Pariser und zwei vatikanischen Handschriften erhalten. Die sechzig Christen von Sufeta, einer Stadt im Gebiete von Tunis, deren Tod hier erwähnt ist, werden im Martyrologium der katholischen Kirche am 30. Aug. erwähnt. ↩
