Übersetzung
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Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat (BKV)
12. Auch Pecunia wird Jupiter genannt.
Und wie geistreich hat man den Namen Pecunia begründet, „Er heißt auch Pecunia“, sagt Varro, „weil alles sein ist“. Welch gewichtiger Grund für diesen Namen der Gottheit! Nein, im Gegenteil, Verachtung und Schmähung liegt darin, den, dessen alles ist, Pecunia zu nennen. Denn was ist im Vergleich zu all dem, was Himmel und Erde enthalten, das Geld, alles zusammengenommen, was die Menschen unter dem Namen Geld besitzen? Kein Wunder, denn der Geiz hat Jupiter diesen Namen beigelegt, damit all die, die das Geld lieben, nicht den nächsten besten Gott, sondern den König aller zu lieben sich einbildeten. Etwas ganz anderes wäre es, wenn er Reichtum genannt würde; denn Reichtum und Band 1, S. 352Geld sind zwei verschiedene Dinge. Als reich bezeichnen wir Weise, Gerechte, Gute, die kein oder wenig Geld haben; denn sie besitzen einen größeren Reichtum an ihren Tugenden, kraft deren ihnen das, was vorhanden ist, für ihre leiblichen Bedürfnisse genügt; dagegen bezeichnen wir als arm die Geizigen, die immer voll Gier sind und immer darben; denn sie dürfen Geld haben, soviel sie wollen, sie kommen auch im größten Überfluß an Geld aus dem Darben nicht heraus. Und den wahren Gott selber nennen wir mit Recht reich, aber nicht an Geld, sondern an Allmacht. Man nennt daher auch Vermögliche reich; aber innerlich arm, wenn sie begehrlich sind; und man nennt ebenso Mittellose arm; aber innerlich reich, wenn sie weise sind. Was muß also ein Weiser von einer Theologie halten, in der man dem König der Götter den Namen einer Sache beigelegt hat, „nach der kein Weiser je verlangt hat“1. Denn wieviel näher läge es, wenn man überhaupt etwas für das ewige Leben aus dieser Lehre zum Heile entnehmen könnte, den Gott, der die Welt regiert, nicht Pecunia, sondern Sapientia zu nennen, da die Liebe zur Weisheit von schmutzigem Geize das ist von der Liebe zum Gelde reinigt!
Sall. Cat. 11, 3. ↩
Edition
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De civitate Dei (CCSL)
Caput XII: Quod Iuppiter etiam Pecunia nuncupetur.
Quam uero eleganter rationem huius nominis reddiderunt. et Pecunia, inquiunt, uocatur, quod eius sunt omnia. o magnam rationem diuini nominis. immo uero ille, cuius sunt omnia, uilissime et contumeliosissime Pecunia nuncupatur. ad omnia enim, quae caelo et terra continentur, quid est pecunia in omnibus omnino rebus, quae ab hominibus nomine pecuniae possidentur? sed nimirum hoc auaritia Ioui nomen inposuit, ut, quisquis amat pecuniam, non quemlibet deum, sed ipsum regem omnium sibi amare uideatur. longe autem aliud esset, si diuitiae uocaretur. aliud namque sunt diuitiae, aliud pecunia. nam dicimus diuites sapientes, iustos, bonos, quibus pecunia uel nulla uel parua est; magis enim sunt uirtutibus diuites, per quas eis etiam in ipsis corporalium rerum necessitatibus sat est quod adest: pauperes uero auaros, semper inhiantes et egentes; quamlibet enim magnas pecunias habere possunt, sed in earum quantacumque abundantia non egere non possunt. et deum ipsum uerum recte dicimus diuitem, non tamen pecunia, sed omnipotentia. dicuntur itaque et diuites pecuniosi; sed interius egeni, si cupidi: item dicuntur pauperes pecunia carentes; sed interius diuites, si sapientes. qualis ergo ista theologia debet esse sapienti, ubi rex deorum eius rei nomen accepit, quam nemo sapiens concupiuit? quanto enim facilius, si aliquid hac doctrina quod ad uitam pertineret aeternam salubriter disceretur, deus mundi rector non ab eis Pecunia, sed Sapientia uocaretur, cuius amor purgat a sordibus auaritiae, hoc est ab amore pecuniae.