Übersetzung
ausblenden
Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat (BKV)
15. Jegliches Werk der Gnade, wodurch uns Gott aus den Tiefen des alten Elends herausreißt, hängt zusammen mit dem neuen Leben der künftigen Welt.
Zu diesem schweren Joch, das den Kindern Adams Band 28, S. 1344auferlegt ist vom Tage ihres Hervorganges aus dem Schoß ihrer Mutter bis zur Bestattung in den Schoß der Allmutter, gehört nun auch merkwürdigerweise das Übel, daß wir vernünftig sein und einsehen sollen, daß das irdische Leben infolge jener abscheulichen Sünde im Paradies für uns die Eigenschaft eines Strafzustandes angenommen hat und daß alles, was mit uns vorgeht durch den Neuen Bund, lediglich zu dem neuen Erbe eines neuen Lebens in Beziehung steht: hienieden erhalten wir nur ein Unterpfand, um erst seinerzeit das wirklich zu erlangen, wofür es ein Unterpfand ist, und es bleibt uns in der Erdenzeit nichts übrig, als in der Hoffnung zu wandeln und, von Tag zu Tag voranschreitend, durch den Geist die Werke des Fleisches zu töten1. Denn „der Herr kennt die Seinen“2; und „alle, die sich vom Geiste Gottes treiben lassen, nur sie sind Kinder Gottes“3, jedoch aus Gnade, nicht durch die Natur. Denn der einzige Sohn Gottes der Natur nach ist unsertwegen aus Erbarmung Menschensohn geworden, damit wir, von Natur aus Menschenkinder, durch ihn auf dem Weg der Gnade Gotteskinder würden. Der Unwandelbare bleibend, hat er unsere Natur, in der er sich unser annehmen wollte, von uns angenommen, und festhaltend seine Gottheit, ist er unserer Schwachheit teilhaft geworden, damit wir, zu Besserem gewandelt, unsere Sünde und Sterblichkeit abtäten durch Teilhaben an ihm, dem Gerechten und Unsterblichen, und das von ihm in unserer Natur hervorgerufene Gute dem höchsten Gut erschlössen und so in dessen Gutheit bewahrten. Wie wir nämlich durch einen sündigenden Menschen in solch schweres Unheil gerieten, so werden wir auch nur durch einen rechtfertigenden Menschen und Gott zugleich zu jenem so erhabenen Gute gelangen. Und den endgültigen Übergang von dem einen zum anderen [von Adam zu Christus]vollzogen zu haben, darf man sich erst schmeicheln, wenn man sich an der Stätte befindet, wo es keine Versuchung mehr gibt, wenn man in den Frieden eingegangen ist, den man hienieden in vielen Band 28, S. 1345und wechselvollen Kämpfen eines Krieges anstrebt, bei welchem das Fleisch wider den Geist und der Geist wider das Fleisch begehrt4. Aber diesen Krieg gäbe es gar nicht, wenn die menschliche Natur durch ihren wahlfreien Willen in dem aufrechten Stande verblieben wäre, worin sie geschaffen worden ist. So aber führt sie, die den Frieden mit Gott in Seligkeit nicht haben wollte, unselig einen Kampf mit sich selbst, und das ist, obgleich ein klägliches Übel, immer noch besser als die Art, wie sich vordem5 das Leben gestaltet. Denn besser, man kämpft mit seinen Leidenschaften, als daß man sie ohne jeden Widerstreit herrschen läßt. Besser, sage ich, ist Krieg mit der Hoffnung auf ewigen Frieden, als Knechtschaft ohne einen Gedanken an Befreiung. Freilich wünschen wir auch diesen Krieg los zu sein und brennen wir, durch das Feuer der göttlichen Liebe entflammt, nach Erreichung eines wohlgeordneten Friedens, bei dem mit unverrückbarer Beständigkeit das, was niedriger steht, dem Höheren sich unterwirft. Aber wenn wir keine Hoffnung hätten auf dieses hohe Gut [ich spreche in der reinen Unwirklichkeitsform], so müßten wir lieber in der Beschwernis dieses Ringens verharren, als den Leidenschaften widerstandslos die Herrschaft über uns einräumen.
Edition
ausblenden
De civitate Dei (CCSL)
Caput XV: Quod omne opus gratiae dei eruentis nos de profunditate ueteris mali ad futuri saeculi pertineat nouitatem.
Verumtamen in graui iugo, quod positum est super filios Adam a die exitus de uentre matris eorum usque in diem sepulturae in matrem omnium, etiam hoc malum mirabile reperitur, ut sobrii simus atque intellegamus hanc uitam de peccato illo nimis nefario, quod in paradiso perpetratum est, factam nobis esse poenalem totum que, quod nobis cum agitur per testamentum nouum, non pertinere nisi ad noui saeculi hereditatem nouam, ut hic pignore accepto illud cuius hoc pignus est suo tempore consequamur, nunc autem ambulemus in spe et proficientes de die in diem spiritu facta carnis mortificemus. nouit enim dominus qui sunt eius; et quotquot spiritu dei aguntur, hi filii sunt dei, sed gratia, non natura. unicus enim natura dei filius propter nos misericordia factus est hominis filius, ut nos, natura filii hominis, filii dei per illum gratia fieremus. manens quippe ille inmutabilis naturam nostram, in qua nos susciperet, suscepit a nobis et tenax diuinitatis suae nostrae infirmitatis particeps factus est; ut nos in melius commutati, quod peccatores mortalesque sumus, eius inmortalis et iusti participatione amittamus et, quod in natura nostra bonum fecit, inpletum summo bono in eius naturae bonitate seruemus. sicut enim per unum hominem peccantem in hoc tam graue malum deuenimus, ita per unum hominem eundemque deum iustificantem ad illud bonum tam sublime ueniemus. nec quisquam se debet ab isto ad illum transisse confidere, nisi cum ibi fuerit, ubi tentatio nulla erit; nisi pacem tenuerit, quam belli huius, in quo caro concupiscit aduersus spiritum et spiritus aduersus carnem, multis et uariis certaminibus quaerit. hoc autem bellum numquam ullum esset, si natura humana per liberum arbitrium in rectitudine, in qua facta est, perstitisset. nunc uero, quae pacem felix cum deo habere noluit, se cum pugnat infelix, et cum sit hoc malum miserabile, melius est tamen quam priora uitae huius. melius confligitur quippe cum uitiis, quam sine ulla conflictione dominantur. melius est, inquam, bellum cum spe pacis aeternae quam sine ulla liberationis cogitatione captiuitas. cupimus quidem etiam hoc bello carere et ad capessendam ordinatissimam pacem, ubi firmissima stabilitate potioribus inferiora subdantur, igne diuini amoris accendimur. sed si, quod absit, illius tanti boni spes nulla esset, malle debuimus in huius conflictationis molestia remanere quam uitiis in nos dominationem non eis resistendo permittere.