Edition
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De lapsis (PL)
IV.
Has martyrum coelestes coronas, has confessorum glorias spiritales, has stantium fratrum maximas eximiasque virtutes moestitia una contristat, [Col. 0467C]
quod avulsam nostrorum viscerum partem violentus [Col. 0468A]
inimicus populationis suae strage dejecit. Quid hoc loco faciam, dilectissimi fratres? fluctuans vario mentis aestu, quid aut quomodo dicam? Lacrymis magis quam verbis opus est ad exprimendum dolorem quo corporis nostri plaga deflenda est, quo populi aliquando numerosi multiplex lamentanda jactura est. Quis enim sic durus aut ferreus, quis sic fraternae charitatis oblitus, qui inter suorum multiformes ruinas et lugubres ac multo squalore deformes reliquias constitutus siccos oculos tenere praevaleat, nec, erumpente statim fletu, prius gemitus suos lacrymis quam voce depromat? Doleo, fratres, doleo vobiscum, nec mihi ad leniendos dolores meos integritas propria et sanitas privata blanditur, quando plus pastor in gregis sui vulnere vulneretur. Cum singulis pectus [Col. 0468B]
meum copulo, moeroris et funeris pondera luctuosa participo. Cum plangentibus plango, cum deflentibus defleo, cum jacentibus jacere me credo. Jaculis illis grassantis inimici mea simul membra percussa sunt, saevientes gladii per mea viscera transierunt. Immunis et liber a persecutionis incursu fuisse non potest animus. In prostratis fratribus et me prostravit affectus.
Übersetzung
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Über die Gefallenen (BKV)
Kap. 4. Um so tiefer ist die durch die Verfolgung unter den Christen angerichtete Verheerung zu beklagen.
Diese himmlischen Kronen der Märtyrer, diesen geistlichen Ruhm der Bekenner, diese großen, herrlichen Verdienste der aufrecht gebliebenen Brüder trübt nur die Trauer darüber, daß der wütende Feind einen Teil von unserem Fleisch und Blut losgerissen und mit seinem verheerenden Schlage zu Fall gebracht hat, Was soll ich hier tun, geliebteste Brüder, von den S. 95 schwankenden Wogen meines Gemüts unschlüssig hin- und hergetrieben, was oder wie ich reden soll? Mehr der Tränen bedarf es als der Worte, um dem Schmerze Ausdruck zu geben, mit dem die unserem Körper geschlagene Wunde zu beweinen, mit dem der vielfache Verlust an dem einst so zahlreichen Volke zu beklagen ist. Denn wer wäre so hart und gefühllos, wer so aller brüderlichen Liebe bar, daß er inmitten des mannigfachen Sturzes der Seinigen, inmitten der traurigen, durch reichlichen Schmutz entstellten Trümmer seine Augen trocken zu halten vermöchte und nicht allsogleich in Weinen ausbräche und seinem Jammer eher in Tränen als in Worten freien Lauf ließe? Ich leide, ihr Brüder, ich leide mit euch, und die eigene Erhaltung und das persönliche Wohlbefinden tröstet mich nicht über meinen tiefen Schmerz hinweg, da ja der Hirte in der Verletzung seiner Herde noch schwerer betroffen wird. Mit jedem einzelnen fühle ich mich im Herzen eins, mit jedem einzelnen teile ich die jammervolle Last der Trauer um den schweren Verlust. Mit den Klagenden klage ich, mit den Weinenden weine ich1 , mit den Niedergeschmetterten fühle ich mich selbst niedergeschmettert. Von jenen Geschossen des tobenden Feindes wurden gleichzeitig auch meine Glieder durchbohrt, seine wütenden Dolchstöße sind auch mir durchs Herz gedrungen. Von dem Ungestüm der Verfolgung konnte auch mein Herz nicht frei und unberührt bleiben; in den niedergestreckten Brüdern hat das Mitgefühl auch mich zu Boden geworfen.
Röm 12,15. ↩