Vierter Artikel. Die militärische Klugheit ist eine besondere Gattung.
a) Dies ist nicht der Fall. Denn: I. Klugheit ist nicht Kunst. Die Kriegskunst aber ist eben eine Kunst. (3 Ethic. 1.) II. Wie die Kriegskunst, so ist auch der Handel, der Handwerkerstand etc. in der Staatsklugheit einbegriffen und bildet somit keine besondere Gattung. III. Die Stärke gilt am meisten im Kriege. Also zur Tugend der Stärke gehört alles Kriegerische. Auf der anderen Seite heißt es Prov. 24.: „Mit Vorbereitung zieht man in den Krieg; und da wird Heil sein, wo vieles Beraten ist.“ Letzteres gehört aber zur Klugheit.
b) Ich antworte, was von seiten der Kunst und der Vernunft geschieht, müsse dem entsprechen, was gemäß der Natur sich vollzieht; denn diese ist von der göttlichen Vernunft. Die Natur aber strebt danach, daß eine jede Sache das ihr Zukömmliche besitze, und daß sie abwehre das ihr Schädliche und Verderbenbringende. Deshalb gab die Natur dem sinnbegabten Wesen nicht nur die Begehrkraft, sondern auch die Abwehrkraft. In dem also, was der Vernunft entsprechend geregelt wird, muß nicht nur eine politische Klugheit sein, welche zukömmlicherweise regelt, was dem Gemeinbesten entspricht; sondern auch eine militärische Klugheit, vermittelst deren Angriffe abgewehrt werden.
c) I. Insoweit die Kriegskunst nach gewissen Regeln sich äußerlicher Dinge bedient, ist sie eine Kunst; soweit sie auf das Gemeinbeste sich bezieht, hat sie den Charakter der Klugheit. II. Alle anderen Geschäfte und Obliegenheiten im Staate haben Beziehung zu irgend welchem Nutzen; die Kriegskunst allein verteidigt das Gemeinbeste gegen die Feinde. III. Die Ausführung im Kriegswesen gehört zur Stärke; die Leitung desselben, zumal im Heerführer, zur Klugheit.
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