Zweiter Artikel Über den weiblichen schmuck.
a) Der Schmuck des Weibes kann nie ohne schwere Sünde sein. Denn: I. Solcher Schmuck ist ganz offenbar gegen das göttliche Gesetz. 1. Petr. 3. nämlich heißt es: „Die Weiber sollen nicht ihr Haar kunstvoll ordnen oder sich mit Gold umgeben oder kostbare Kleider tragen“; wozu Cyprian (de habitu virginit.) bemerkt: „Die da mit Seide und Purpur bekleidet sind, können nicht aufrichtig Christum anziehen; die mit Gold und Perlen und Edelgestein geschmückte Jungfrau hat verloren den Schmuck ihrer Seele.“ Dies geschieht aber nur durch die Todsünde. II. Cyprian sagt desgleichen (I. c.): „Nicht nur die Jungfrauen und Witwen, sondern auch die verheirateten und alle Frauen insgesamt sollen hiermit ermahnt fein, daß sie das Werk Gottes und was Er geformt und gebildet hat in keiner Weise verderben dürfen, indem sie mit gelber Farbe oder schwarzem Staube oder mit rotem oder mit sonst einem solchen Mittel die Züge, welche ihnen die Geburt gegeben, verunstalten ... Es heißt dies das göttliche Werk bekämpfen, der Wahrheit untreu werden. Gegen Gott erheben sie die Hand, wenn sie sich Mühe geben, das, was jener geformt hat, verbessern zu wollen. Gott wirst du nicht schauen können, wenn jene Augen du nicht hast, wie sie Gott gemacht hat, sondern wie der Teufel sie verpestet hat; geschmückt von deinem Feinde wirst du zugleich mit jenem brennen.“ III. Dem Weibe kommt es nicht zu, männliche Kleider zu tragen; und so kommt es ihm auch nicht zu, in ungeregelter Weise sich zu schmücken. Das Erste ist ausdrücklich verboten Deut. 22, 5.; also ist das Letztere ebenso verboten. IV. Auf der anderen Seite würden demgemäß die Handwerker, die solchen Schmuck anfertigen, schwer fündigen; was nicht zulässig ist.
b) Ich antworte, mit Rücksicht auf den weiblichen Schmuck müsse festgehalten werden, was oben im allgemeinen gesagt worden; und dazu kommt der Umstand noch in Erwägung, daß der Schmuck des Weibes die Männer zur Wollust reizt, nach Prov. 7.-. „Siehe, ein Weib begegnet ihm, angethan mit unkeuschem Schmucke, bereit die Seelen zu täuschen.“ Die Ehefrau aber kann erlaubtermaßen sich schmücken, damit sie ihrem Manne gefalle und dieser so nicht in Ehebruch falle. Deshalb heißt es 1. Kor. ?.: „Die Ehefrau denkt an das, was zur Welt gehört, wie sie dem Manne gefalle.“ Darin ist also keine Sünde. Jene Frauen aber, die keinen Mann haben und nicht haben wollen oder in einem Stande sich finden, wo sie nicht mehr heiraten, können ohne Sünde keineswegs danach begehren, den begierlichen Blicken der Männer zu gefallen; denn dies wäre ein Reiz und eine Verlockung zur Sünde. Schmücken sie sich also in der Absicht, um zu gefallen und so andere zur Begierlichkeit zu reizen, so sündigen sie schwer. Schmücken sie sich aber aus Leichtsinn oder aus Eitelkeit, so ist dies nicht immer schwere Sünde, sondern bisweilen läßliche. Dasselbe aber gilt von den Männern. Deshalb sagt Augustin (6p. 245.): „Ich möchte nicht, daß du rücksichtlich der goldenen Schmucksachen und der Kleider zu voreilig seiest im Verbieten. Verbiete dies nm denen, die nicht verheiratet sind und auch nicht heiraten wollen; die also daran denken müssen, wie sie Gott gefallen. Jene anderen aber mögen an Weltliches denken, wie sie nämlich einander gefallen: die Ehemänner ihren Ehefrauen und die Ehefrauen ihren Ehemännern. Jedoch kommt dies auch diesen nicht zu, daß die Frauen ihre Haare entblößen, da der Apostel vorschreibt, sie sollen das ganze Haupt verhüllen, nämlich auch die verheirateten.“ Jedoch kann im letzten Punkte die Gewohnheit entschuldigen, wenn dieselbe auch keine lobenswerte ist.
c) I. Die Glosse bemerkt zu dieser Stelle: „Die Ehefrauen jener, die während der Verfolgung im Gefängnisse waren, mißachteten ihre Männer und schmückten sich schön, damit sie anderen gefielen;“ und dies verbietet der Apostel. Vom selben Falle spricht Cyprian; er verbietet den verheirateten Frauen nicht, sich gebührend zu schmücken, damit sie ihren Männern gefallen und diese nicht Gelegenheit nehmen, mit anderen zu fündigen. Deshalb ermahnt Paulus (1. Tim. 9.): „Die Ehefrauen im Schmuckgewande, mit Schamhaftigkeit und Nüchternheit sich schmückend, nicht mit kunstvoll geflochtenen Haaren oder in Gold oder mit Perlen oder prachtvollem Kleide.“ Also nur der überflüssige, schamlose, unreine Schmuck wird verboten. II. Das Schminken, wovon Cyprian spricht, ist eine Art Verstellung oder Lüge und kann nicht ohne Sünde sein. Deshalb sagt Augustin (op. 245.): „Sich schminken, damit man eine glänzendere Farbe habe, ist ehebrecherische Täuschung; und ich zweifle nicht, daß die Ehemänner selbst nicht in der Weise getäuscht werden wollen, denen zu Gefallen allein es den Ehefrauen erlaubt, wenn auch nicht geboten ist, sich zu schminken.“ Nicht immer aber ist solches Schminken Todsünde; sondern nur dann, wenn es aus unreiner Lust hervorgeht oder aus Verachtung Gottes; und davon spricht Cyprian. Jedoch bemerke man dabei, daß etwas Anderes es sei, eine Schönheit in sein Gesicht hineinzulügen, die man nicht hat; und etwas Anderes, eine Häßlichkeit zu verbergen, die von Krankheit u. dgl. herkommt Letzteres ist erlaubt, nach 1. Kor. 12.: „Die wir als die häßlicheren Glieder an unserem Körper betrachten, die umgeben wir mit erhöhter Ehre und Sorgfalt.“ III. Die Kleidung muß der allgemeinen Sitte entsprechen. Also ist es von sich aus bereits unerlaubt für eine Frau, männliche Kleider anzulegen und umgekehrt; zumal dies eine Gelegenheit zur Wollust ist. Deut. 22. aber wird dies speciell verboten, um die abergläubischen Gebräuche der Heiden zu vermeiden. Ist eine Notwendigkeit für solchen Wechsel vorhanden, damit man sich z. B. vor einem Feinde verberge oder weil man kein anderes Kleid hat oder aus ähnlicher rechtmäßiger Ursache, so ist damit keine Sünde verbunden. IV. Machen Handwerker etwas, dessen Gebrauch an sich in jedem Falle ein sündhafter ist, wie z. B. Götterbilder oder Ähnliches; so sündigen sie, weil sie dadurch Gelegenheit zur Sünde geben. Machen sie Dinge, deren man sich gut oder schlecht bedienen kann, wie Schwerter z. B.; so ist das keine Sünde. Bedient man sich jedoch einzelner Dinge für gewöhnlich im schlechten Sinne, obgleich sie an sich nicht unerlaubt sind; so müßte der Fürst die Herstellung verbieten, wie Plato schreibt: „Weil also den Frauen es erlaubt ist, sich zu schmücken gemäß ihrem Stande oder auch noch etwas mehr hinzuzufügen, damit sie ihren Männern gefallen; so fündigen die betreffenden Handwerker, die dergleichen Schmuck herstellen, nicht; es sei denn, daß sie rein Überflüssiges oder zur Sünde direkt Lockendes erfinden.“ Daher sagt Chrysostomus (50. in Matth.): „Auch der Schuster und Schneider kann Vieles aufgeben; denn sie haben ihr Handwerk der Wollust dienstbar gemacht, auf die Notwendigkeit gar nicht gesehen und das eine Handwerk mit dem anderen schlecht vermengt.“
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