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Bibliothek der Kirchenväter
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Works Thomas Aquinas (1225-1274) Summe der Theologie
Tertia Pars
Quaestio 8

Erster Artikel. Christus ist das Haupt der Kirche.

a) Dem wird widersprochen. Denn: I. Vom Haupte fließt Leben und Bewegung in die Glieder. Die
Gnade aber als Princip des übernatürlichen Lebens und Wirkens fließt nicht
von Christo aus als einem Menschen. Denn, sagt Augustin (1. de Trin. 12.):
„Nicht einmal Christus als Mensch giebt den heiligen Geist, sondern insoweit
Er Gott ist.“ Also ist nicht Christus als Mensch Haupt der Kirche. II. Das Haupt hat kein anderes Haupt. Christi Haupt aber ist, nach
1. Kor. 11., Gott. Also. III. Das Haupt im Menschen ist ein besonderes eigenes Glied, welches
vom Herzen beeinflußt wird. Christus aber ist das allgemeine Princip für
die ganze Kirche. Auf der anderen Seite heißt es Ephes. 1.: „Ihn hat Er als Haupt der Kirche hingestellt.“

b) Ich antworte; wie die Kirche gemäß der Ähnlichkeit mit dem natürlichen Körper des Menschen als der eine mystische Leib bezeichnet wird (vgl. 1. Kor. 12.), so nennt man Christum nach der Ähnlichkeit mit dem Haupte im Menschen das Haupt der Kirche. Wir können nun das Haupt am natürlichen Leibe unter drei Gesichtspunkten betrachten; nämlich unter den Gesichtspunkten der Ordnung, der Vollendung und der Kraft. 1. Was die Ordnung anbetrifft, so ist das Haupt der erste und höchste Teil im Menschen, wonach man im allgemeinen den Beginn oder das Princip von etwas „Haupt“ nennt, nach Ezech. 16.: „Am Haupte jeder Straße hast Du erbaut ein Zeichen davon, daß Du Dich preisgegeben.“2. Was die Vollendung anbelangt, so walten im Haupte ihres
Amtes alle Sinne, sowohl die inneren wie die äußeren; wonach Isai. 9.
gesagt wird: „Der Greis und der Ehre würdige, er ist Haupt.“ 3. Rücksichtlich der Kraft geht die Lebenskraft und die Bewegung in
die Glieder sowie die Leitung derselben in ihren Thätigkeiten vom Haupte
aus; nämlich wegen der auffassenden Sinnes- und der bewegenden Kraft,
die da herrscht, wonach der Leiter und Regierer eines Volkes sein Haupt
genannt wird, wie 1. Kön. 15.: „Und da Du klein warst vor Deinen
Augen, bist Du nicht geworden das Haupt unter den Stämmen Israels?“
Diese drei Eigenheiten aber kommen im geistigen Sinne Christo zu. Denn ist gemäß seiner Nähe bei Gott die Gnade in Ihm höher und, wenn
auch nicht der Zeit nach, früher, da alle von Ihm Gnade erhalten haben
und mit Rücksicht auf Ihn, nach Röm. 8.: „Die Er vorhergewußt, die
hat Er auch vorherbestimmt, daß sie gleichförmig würden dem Bilde seines
Sohnes, damit Er sei der Erstgeborene unter vielen Brüdern.“ Er hatte die Vollendung, weil Er nach Joh. 1, 14. „voll war aller Gnade
und Wahrheit“. Er hat endlich 3. die Kraft, allen Gliedern der Kirche
Gnade einzuflößen, da „von seiner Fülle wir alle empfangen haben“
(Joh. 1, 16.). Und somit wird zukömmlicherweise Christus das Haupt der
Kirche genannt.

c) I. Aus eigener Macht giebt Christus die Gnade als Gott. Insoweit aber seine Menschheit ein Werkzeug der Gottheit ist, kommt es Ihm als Menschen zu, Werkzeug für die Gnade zu sein. Seine Handlungen sind kraft der Gottheit für uns heilsam; denn sie verursachen in uns die Gnade sowohl in der Weise des Verdienens wie auch durch eine gewisse wirksame Kraft. Daß Christus als Mensch aus eigener Kraft Gnade gebe, leugnet Augustin; nicht aber daß Christus als Mensch Werkzeug der Gnade sei und demgemäß ihrer Verleihung diene, was ja, freilich in unendlich minderem Grade, auch den heiligen zukommt, nach Gal. 3.: „Der da euch den Geist giebt.“ II. In solchen figürlichen Redeweisen ist nicht Ähnlichkeit nach allen
Seiten hin; sonst wäre da nicht mehr Ähnlichkeit, sondern Gleichheit. Das
Haupt am Menschenkörper also hat kein anderes Haupt, weil ja auch der
Menschenkörper nicht der Teil eines anderen Körpers ist. Der Körper aber,
den man gemäß einer gewissen Ähnlichkeit so nennt, weil nämlich die Glieder
verschiedene Thätigleiten haben, d. h. eine Menschenmenge, die einer bestimmten Ordnung unterliegt, ist Teil einer anderen Menge; wie die Familie
z. B. Teil des Staates ist, und so das Familienhaupt als Haupt wieder
für sich hat das Staatsoberhaupt. Und so ist Gott das Haupt Christi,
Christus aber das Haupt der Kirche. III. Das Haupt ist in sichtbarer Weise der hervorragendste Teil des
Körpers; das Herz hat einen mehr verborgenen Einfluß. Deshalb vergleicht
man mit dem Herzen den heiligen Geist, der unsichtbarerweise die Kirche
belebt und eint; mit dem Haupte aber Christum gemäß seiner sichtbaren Natur,
insoweit Er als Mensch über den Menschen steht.

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