Siebenter Artikel. Der Teufel ist das Haupt aller bösen.
a) Dies scheint nicht. Denn: I. Vom Haupte muß Leben und Bewegung den Gliedern eingeflößt werden. Der Teufel aber hat nicht die Kraft, die Bosheit der Sünde einzuflößen, da diese vom eigenen Willen des Sünders ausgeht. II. Durch jede Sünde wird der Mensch schlecht. Nicht jede Sünde aber kommt vom Teufel; wie dies bei den Teufeln selber klar ist, die nicht auf Überredung von außen hin gesündigt haben; und wie bezüglich der Menschen der lib. de eccles. Dogmat. c. 82. sagt: „Nicht alle bösen Gedanken finden sich in uns auf Antrieb des Teufels; sondern bisweilen werden sie erweckt durch eigene freie Willensbewegung.“ Also nicht von allen bösen ist der Teufel das Haupt. III. Ein einiges Haupt steht einem einigen Körper vor. Die Sünden aber sind einander entgegengesetzt; da ist nichts was sie in etwas einigte. Also giebt es kein einiges Haupt für die bösen. Auf der anderen Seite sagt Gregor (14. moral. 11.) zu Job 18. (memoria illius pereat de terra): „Von einem jeden bösen wird gesagt, er möge zu seinem Haupte d. h. zum Teufel zurücklehren.“
b) Ich antworte, „Haupt“ werde auch jemand genannt gemäß der äußerlichen Leitung und Regierung, so daß Christus das alleinige Haupt ist mit Rücksicht auf das innere Einflößen von Leben und Bewegung zu dem Zwecke der betreffenden Menge hin; Fürsten und Bischöfe aber werden so genannt gemäß der Leitung äußerlicher Handlungen zum bestimmten Zwecke. Und in letzterer Weise heißt der Teufel „König über alle Kinder des Hochmutes“ (Job 41.). Der Zweck des Teufels ist nämlich die Abwendung von Gott, wonach er vom Beginne an den Menschen abzuwenden gesucht hat vom Gehorsame gegenüber dem göttlichen Gebote. Diese Abwendung von Gott aber hat den Charakter des Zweckes, insoweit sie begehrt wird unter der einladenden Form der Freiheit, nach Jerem. 2.: „Seit langer Zeit hast du das Joch gebrochen, zerrissen die Bande und gesagt: Ich will nicht dienen.“ Insoweit also Menschen zu diesem Zwecke hin geleitet werden durch die Sünde, fallen sie unter die Leitung und Regierung des Teufels; und deshalb heißt er ihr Haupt.
c) I. Durch Überreden verführt der Teufel zum Bösen. II. Wer da regiert, der überredet nicht immer den einzelnen dazu, daß er seinem Willen gehorche. Er stellt das Zeichen seines Willens jedoch auf, dem dann die einen von freien Stücken folgen, die anderen auf Grund von Überredung. So erscheint es bei einem Heerführer, dessen Fahne viele aus ganz freien Stücken, von niemandem dazu angeleitet, folgen. In dieser Weise ist die erste Sünde des Teufels, der vom Beginne an sündigt (1. Joh. 3.), allen vorgestellt worden als ein Zeichen, dem man nachfolgen solle; und nun folgen die einen, dazu im besonderen verführt, die anderen ganz von freien Stücken. Und danach ist der Teufel das Haupt aller bösen, insoweit sie ihm nachahmen; gemäß Sap. 2.: „Der Neid des Teufels hat den Tod in den Erdkreis eintreten lassen. Es ahmen ihm aber nach, die auf seiner Seite stehen.“ III. Alle Sünden kommen überein in der Abwendung von Gott; wenn sie sich auch zu verschiedenen vergänglichen Gütern wenden.
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