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Werke Thomas von Aquin (1225-1274) Summa Theologiae Summe der Theologie
Tertia Pars
Quaestio 49

Erster Artikel. Durch das Leiden Christi sind wir von der Sünde befreit.

a) Dem steht Folgendes entgegen: I. Befreien von Sünde ist Gott allein eigen, nach Isai. 43.: „Ich
bin es, der deine Sünden tilgt wegen meiner.“ Christus aber hat nicht
gelitten als Gott. II. Das Körperliche wirkt nicht ein auf das Geistige. Das Leiden
Christi aber ist etwas Körperliches; die Sünde in der Seele. Also. III. Keiner kann von Sünden befreit werden, die er noch nicht begangen.
Viele Sünden aber werden nach dem Leiden Christi begangen. Also wird
man von diesen nicht befreit durch das Leiden des Herrn. IV. Wäre dieses Leiden genügend, so würde nichts Anderes mehr
erfordert für die Tilgung der Sünden. Thatsächlich aber wixd noch vieles
Andere dazu erfordert. V. Prov. 10. heißt es: „Die Liebe bedeckt alle Sünden;“ Act. 15.:
„Durch Barmherzigkeit und Glauben werden die Sünden gereinigt.“ Vieles
Andere aber ist Gegenstand des Glaubens und vieles Andere ruft die heilige
Liebe hervor. Also ist das Leiden Christi nicht die eigentliche Ursache für
die Tilgung der Sünden. Auf der anderen Seite steht Apok. I, 5.: „Er hat uns geliebt und abgewaschen von unseren Sünden in seinem Blute.“

b) Ich antworte, das Leiden Christi sei in dreifacher Weise die eigentliche Ursache für den Nachlaß der Sünden: 1. Weil es zur Liebe anregt, nach Röm. 5.: „Es empfiehlt Gott seine Liebe in uns; denn da wir seine Feinde waren, ist Christus für uns gestorben.“ Und durch die heilige Liebe erlangen wir Verzeihung unserer Sünden, nach Luk. 7.: „Ihr sind viele Sünden nachgelassen, weil sie viel geliebt hat.“ 2. Weil das Leiden erlöst von den Sünden. Denn da Christus unser Haupt ist, hat Er uns, seine Glieder, durch sein Leiden, das Er aus Liebe und Gehorsam für uns aushielt, befreit von Sünden, indem Er in seinem Blute den Lösepreis zahlte; wie wenn der Mensch von einer Sünde, die er mit den Füßen begangen, durch ein verdienstvolles Werk befreit würde, das er mit der Hand verrichtete; denn wie das Haupt und die Glieder im natürlichen Körper ein Ganzes sind, so sind Christus und die gläubigen durch die Liebe ein Ganzes im Körper der Kirche. 3. Weil das Fleisch, welches das Leiden aushielt, ein Werkzeug der Gottheit und so die wirk ende Ursache der Tilgung der Sünden ist.

c) I. Das Fleisch ist immerhin ein Werkzeug der Gottheit und hat so eine gewisse göttliche Kraft, die Sünden zu tilgen. II. Das Leiden steht als Ursache da, auf Grund deren alle Sünden
getilgt werden: die vergangenen, gegenwärtigen und zukünftigen; wie wenn
der Arzt eine Medizin hinstellte, durch welche alle Krankheiten geheilt werden könnten. III. Das Leiden ist wie eine allgemeine Ursache für den Nachlaß der
Sünden und muß somit auf die einzelnen Menschen angewendet werden,
was durch die Taufe und die Buße geschieht, welche ihre Kraft haben aus
dem Leiden des Herrn. IV. Das Leiden gewinnt aus der Verbindung mit der Gottheit als
deren Werkzeug eine gewisse geistige Kraft und danach ist es Ursache für
den Nachlaß der Sünden. V. Auch durch den Glauben wenden wir die Kraft des Leidens auf
uns an, nach Röm. 3. „Den Gott aufgestellt hat als Sühner durch den
Glauben in seinem Blute.“ Der Glaube, durch den wir von Sünden gereinigt werden, ist aber der durch die Liebe geformte und bethätigte Glaube,
so daß das Leiden Christi in dieser Weise auf uns angewendet wird mit
Rücksicht auf die Vernunft und den Willen. Und so werden die Sünden
getilgt durch das Leiden Christi.

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