Erster Artikel. Christus wird aufgeopfert in diesem Sakramente.
a) Das wird geleugnet. Denn: I. Hebr. 10. heißt es: „Durch ein einmaliges Darbringen hat Er vollauf vollendet die geheiligten bis in Ewigkeit.“ Dieses Darbringen nun war ein Opfern. Also wird Christus nicht geopfert in diesem Sakramente. II. Christus hat sich geopfert am Kreuze, „als Er Sich selbst dahin gab als ein Opfer und eine Opfergabe Gott dem Herrn“ (Ephes. 5.). In der heiligen Messe aber wird der Herr nicht gekreuzigt; also auch nicht geopfert. III. Augustin (4. de Trin. 7.) schreibt: „Im Opfer Christi ist der nämliche zugleich Priester und Opfergabe.“ Das ist aber bei der Mesie nicht der Fall. Auf der anderen Seite sagt Augustin (c. 52. de cons. dist. 2.): „Ein einziges Mal hat Christus in Sich selber, in der eigenen Gestalt, Sich geopfert; täglich opfert Er Sich im Sakramente.“
b) Ich antworte, aus doppeltem Grunde werde die Feier dieses Sakramentes als das Opfer Christi bezeichnet: 1. „Weil wir die Bilder von Personen nach den Namen der Personen zu benennen pflegen, deren Bilder sie sind; wie wir bei dem entsprechenden Porträt sagen: Das ist Cicero, das ist Sallust“ (Aug. 2. ad Simplicianum 3.). Die Feier dieses Sakramentes aber ist ein Bild, eine Darstellung des Leidens Christi, welches das wahre eigentliche Opfer war. Und danach wird die Feier dieses Sakramentes als Opfer Christi bezeichnet. Deshalb erklärt Ambrosius zu Hebr. 10.: „In Christo ward die Opfergabe einmal dargebracht, geeignet, das ewige Heil zu wirken. Was also thun wir? Opfern wir nicht täglich auf? Wir thun es zum Gedächtnisse an seinen Tod.“ 2. Weil wir durch dieses Sakrament teilhaft werden der Frucht des Leidens Christi. Deshalb heißt es in einer Kollekte: „So oft das Gedächtnis dieser Opfergabe gefeiert wird, vollzieht sich das Werk unserer Erlösung.“ Mit Rücksicht also auf den ersten Grund könnte man sagen, daß Christus auch in den Figuren des Alten Testamentes aufgeopfert wurde; weshalb Apok. 13. es heißt: „Deren Namen nicht geschrieben sind im Buche des Lammes, das geopfert wurde vom Beginne der Welt an.“ Mit Rücksicht auf den zweiten Grund ist es allein diesem Sakramente eigen, daß in dessen Feier Christus geopfert wird.
c) I. „Eine ist die Opfergabe,“ antwortet Ambrosius (welche nämlich Christus aufopferte und die wir aufopfern), „nicht viele; denn einmal hat Sich Christus dargebracht.“ Wie nämlich ein und derselbe Körper es ist, der überall dargebracht wird, und nicht viele Körper; so ist es auch ein und dasselbe Opfer. II. Wie die Feier selbst ist das darstellende Bild des Leidens Christi, so ist der Altar ein darstellendes Bild des Kreuzes, an dem Christus in eigener Gestalt geopfert ward. III. Wie der Priester namens und in der Person Christi die Konsekrationsworte sagt, so stellt seine ganze Person die Person Christi vor. Und so ist gewissermaßen der nämliche zugleich Priester und Opfergabe.
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