29.
Schaut sie die göttliche Sonne an, so wird sie von deren Klarheit geblendet; richtet sie aber auf sich selbst ihren Blick, so klebt ihr der Kot die Augen zu. Das arme Täubchen sieht also nicht mehr. Ja, sehr oft geschieht es, daß die Seele durch den Anblick so großer Dinge, die sich ihren Augen darbieten, ganz geblendet, davon hingerissen, bestürz und vernichtet wird. Hier gewinnt sie jene wahre Demut, die sie ganz gleichgültig macht, ob sie nun Gutes von sich selbst redet oder aus dem Munde anderer hört. Der Herr des Gartens, nicht sie, teilt ja die Früchte aus, und darum bleibt ihr auch nichts an den Fingern kleben. Alles Gute, das sie hat, führt sie auf Gott zurück; und so ist denn auch alles Gute, daß sie von sich selbst spricht, auf Gottes Ehre gerichtet. Die Seele weiß, daß in dieser Beziehung nichts ihr Eigentum ist; sie sieht dies ganz offenbar, und darum kann sie es, selbst wenn sie wollte, unmöglich leugnen. Sie mag wollen oder nicht, ihre Augen sind der Erkenntnis der Wahrheit geöffnet, während sie für die Dinge dieser Welt geschlossen sind.
