14.
Zu anderen Zeiten war es für mich eine große Qual, und das ist auch jetzt noch der Fall, wenn ich, besonders von vornehmen Personen, hochgeachtet werde und man Gutes von mir spricht. Das hat mir schon viel Leid bereitet und quält mich auch jetzt noch. Ich wende da gleich meine Augen auf das Leben Christi und der Heiligen und meine, einen anderen Weg zu gehen als sie, die nur auf dem Wege der Verachtung und Schmach gewandelt sind. Diese Unähnlichkeit macht mich furchtsam; ich wage alsdann nicht, daß Haupt zu erbeben, und möchte mich vor gar niemand mehr sehen lassen. Leide ich dagegen Verfolgungen, dann empfinde ich keine Unruhe, sondern die Seele ist, obwohl auf der einen Seite betrübt, weil die Natur diese Leiden fühlt, doch auf der anderen Seite so darüber Herrin, daß ich nicht weiß, wie dies nur sein kann. Und doch ist es so; denn da scheint die Seele in ihrem Reiche zu sein und alles unter den Füßen zu haben. Die Pein, die ich der erwähnten Ursache halber manchmal empfand, dauerte stets mehrere Tage fort. In gewisser Beziehung seien mir dies Tugend und Demut zu sein; aber jetzt sehe ich klar ein, daß es nur eine Versuchung war. Ein sehr gelehrter Dominikaner hat mich darüber aufgeklärt.
