1.
O mein Herr, meine Seele scheint Erleichterung zu finden bei der Betrachtung der Freude, die ihrer harrt, wenn es ihr durch deine Barmherzigkeit gegönnt ist, dich zu genießen; allein zuvor möchte sie dir noch dienen, weil auch du ihr gedient und dadurch ihr das erworben hast, was sie einst genießen soll. Was kann ich aber tun, o mein Herr? Ach, wie spät ist mein Verlangen (dir zu dienen) entflammt, nachdem du, o Herr, so frühe schon um mich geworben und mich gerufen hast, daß ich mich ganz dir weihe! Hast du aber, o Herr, je einen Elenden verlassen oder einen armen Bettler abgewiesen, wenn er zu dir kommen wollte? Haben etwa die Wunder deiner Erbarmungen und Werke Grenzen? O mein Gott und mein Erbarmer, wie herrlich könntest du jetzt diese Wunder offenbaren an deiner Dienerin! Du, der große Gott, bist ja mächtig; jetzt kann es sich zeigen, ob meine Seele sich selbst versteht, wenn sie die Zeit betrachtet, die sie verloren hat, und wenn sie erwägt, wie du, o Herr, in einem Augenblicke bewirken kannst, daß sie diese wieder gewinnt. Es scheint zwar, als rede ich irre, weil man sonst sagt, die verlorene Zeit könne man nicht wieder gewinnen. Aber gepriesen sei mein Gott!
