2.
O unbegreifliche Weisheit! Wie bedarf es doch der ganzen Fülle deiner Liebe zu deinen Geschöpfen, um diesen Wahnsinn zu ertragen und zu warten, bis wir von ihm geheilt werden, indem du uns tausend Mittel und Arzneien dagegen darreichst! Ich wundere mich, wenn ich betrachte, wie es den Menschen an Kraft fehlt, wenn sie an das Kleinste und Leichteste Hand anlegen sollen, und wie sie sich allen Ernstes selbst bereden, sie könnten bei ihrem besten Willen von einer Gelegenheit nicht ablassen und einer Gefahr nicht ausweichen, worin sie ihre Seele verlieren; um sich aber gegen deine so erhabene Majestät zu erheben, dazu haben sie Kraft und Mut. Wie kommt doch dies, o du mein höchstes Gut? Wie kommt dies? Wer gibt ihnen denn diese Kraft wider dich? Ist es vielleicht jener Anführer, dem sie im Kampf wider dich folgen? Aber ist er nicht dein Sklave und verurteilt zum ewigen Feuer? Wie kann er also selbst sich erheben wider dich? Und wie kann er, der Besiegte, Mut verleihen? Wie kann man dem folgen, der so arm und hinausgestoßen ist aus den Reichtümern des Himmels! Was kann er, der selber nichts hat als das größte Elend, anderen geben? Wie kommt doch dies, o mein Gott? Was ist dies, o mein Schöpfer? Woher kommt eine solche Kraft wider dich und eine so große Feigheit dem bösen Feinde gegenüber? Würdest du, o mein Herrscher, die Deinen auch nicht schon hier mit Gnaden überhäufen und hätten wir auch eine Verpflichtung gegen den Fürsten der Finsternis, so wäre es doch Torheit, ihm zu folgen, da wir wissen, welche Güter du uns für alle Ewigkeit aufbewahrt hast und wie alle Freuden und Verheißungen des Teufels falsch und trügerisch sind. Er, der so falsch gegen dich gewesen, wie wird er gegen uns sein?
