2.
Hat eine einen guten Verstand, so wird sie, wenn sie einmal am Guten Gefallen zu finden beginnt, dies auch fest ergreifen; denn sie sieht ein, daß dies das Beste für sie ist. Wenn sie auch nicht durch hohe Einsicht sich nützlich erweisen kann, so wird sie doch guten Rat geben und sonst vielfachen Nutzen bringen können, ohne anderen zur Last zu fallen. Fehlt es aber einer an Verständnis, dann weiß ich nicht, wie sie in der Gemeinde sich nützlich erweisen könnte; sie kann nur sehr viel schaden. Diesen Mangel an Verständnis merkt man nicht so bald. Denn manche sprechen gut, verstehen aber wenig; andere dagegen sprechen wenig und gar nicht gut und richtig, aber ihr Verstand begreift doch vieles Gute. Es gibt nämlich Personen voll heiliger Einfalt, die für die Geschäfte und Gebräuche der Welt wenig, für den Umgang mit Gott aber viel Verständnis besitzen. Darum ist es notwendig, daß man bei einer Schwester, ehe man sie aufnimmt, genau nachforsche und sie lange prüfe, bevor man sie die Gelübde ablegen läßt. Die Welt soll es einmal erfahren, daß ihr die Freiheit habt, Untaugliche zu entlassen. In einem Kloster von strenger Observanz hat man viele Anlässe dazu; und ist dies etwas Gewöhnliches, so wird man es nicht als eine Beleidigung ansehen.
