7.
Denket nie, es werde das Gute oder das Böse, das ihr tut, verborgen bleiben, so abgeschlossen ihr auch seid! Und meint ihr wohl, meine Töchter, keinen Verteidiger zu haben, wenn ihr euch selbst nicht entschuldigt? Seht nur, wie der Herr für Magdalena im Hause des Pharisäers und auf die Beschuldigung ihrer Schwester antwortete! Er wird euch nicht so hart behandeln, wie er sich selbst behandelt hat; denn zur Zeit, die ein Schächer noch hatte, um ihn zu verteidigen, hing er schon am Kreuze. Seine Majestät wird also auch zu euerer Verteidigung jemand erwecken; wenn aber nicht, so wird es auch nicht notwendig sein. Dies habe ich selbst erfahren, und es ist wirklich so. Doch wünschte ich, daß ihr daran gar nicht dächtet, sondern euch vielmehr freuen würdet, angeschuldigt zu bleiben. Die Zeit, auf die ich mich berufe, wird euch lehren, welcher Nutzen für euere Seele daraus erwächst. Dadurch gewinnen wir allmählich die Freiheit (des Geistes), so daß wir uns nichts mehr daraus machen, ob man Böses oder ob man Gutes von uns spricht. Wir werden vielmehr dies alles ansehen wie eine Sache, die uns nichts angeht. Wenn zwei miteinander reden, so kümmern wir uns um keine Antwort, weil sie nicht zu uns sprechen; so ist es auch hier. Sind wir einmal gewohnt, uns nicht zu entschuldigen, dann wird es uns vorkommen, als spreche man gar nicht zu uns. Dies mag uns zwar bei unserer großen Empfindlichkeit und geringen Abtötung unmöglich scheinen. Im Anfang ist es auch wirklich schwer; aber ich weiß, daß wir mit der Hilfe des Herrn zu dieser Freiheit, zu dieser Selbstverleugnung und Losschälung von uns selbst gelangen können.
