7.
O mein Herr, wie oft nötigen wir dich, mit dem Teufel zu ringen! War es noch nicht genug, daß du dich, um uns zu lehren, wie wir ihn überwinden müssen, von ihm ergreifen ließest, als er dich auf die Zinne des Tempels trug. Welch ein Schauspiel, meine Töchter, mag es gewesen sein, die göttliche Sonne in den Armen der Finsternis zu sehen! Und wie voll Furcht wird jener Elende gewesen sein, ohne daß er die Ursache davon wußte, da Gott nicht zuließ, daß er sie erkannte! Gepriesen sei eine so große Güte und Barmherzigkeit! Aber wie sehr sollten wir Christen uns schämen, daß wir, wie gesagt, täglich den Herrn nötigen, mit einer so abscheulichen Bestie aufs neue zu ringen! Um sie zu überwinden, war es wohl notwendig, daß du, o Herr, so starke Arme hattest. Wie kam es aber, daß sie nicht geschwächt waren durch so große Martern, die du am Kreuze ausgestanden? Ach, wohl daher, daß alles, was man aus Liebe leidet, sich wieder von selbst bessert! Darum hätte auch nach meinem Dafürhalten deine Liebe zu uns, wärest du am Leben geblieben, deine Wunden wieder geheilt, ohne daß ein anderes Heilmittel nötig gewesen wäre. O mein Gott, möchtest du mir doch bei allem, was mir hart und schmerzlich ist, eine solche Arznei reichen! Wie gerne wollte ich dann, der Wiederherstellung durch einen so heilsamen Balsam gewiß, zu leiden verlangen!
