11.
O Herr, aller Schaden, den wir erleiden, kommt daher, daß wir unsere Augen nicht auf dich gerichtet halten. Würden wir auf nichts anderes sehen als auf den Weg, so wären wir bald am Ziele; so aber straucheln und fallen wir tausendmal und verfehlen den Weg, weil wir, wie gesagt, unsere Augen nicht auf den rechten Weg richten. Es kommt uns so vor, als wäre er noch nie betreten worden, so neu scheint er uns. Wahrhaftig, es ist beklagenswert, was in dieser Hinsicht zuweilen vorkommt. Auch eine kleine Geringschätzung will man nicht hinnehmen und hält es für unmöglich, sie zu ertragen. Gleich heißt es da: »Wir sind keine Heiligen.« Gott behüte uns davor, meine Schwestern, wenn wir irgendeine Unvollkommenheit begehen, zu sagen: »Wir sind keine Engel, wir sind keine Heiligen.« Sind wir es auch noch nicht, so bedeutet, daß wir es mit der Hilfe Gottes werden können, wenn wir uns anstrengen. Dieser Gedanke wird euch großen Mut einflößen. Fürchtet nicht, es werde an Gott fehlen! Nein, an uns fehlt es. Weil wir denn zu keinem anderen Zweck hierhergekommen sind, so laßt uns mutig Hand ans Werk legen! Erkennen wir, daß etwas dem Herrn mehr gefällt, so sollen wir den Mut haben, es mit seiner Gnade zu erfüllen. Ein solches Selbstvertrauen, das immer der Demut neues Wachstum gibt, wünschte ich in diesem Kloster zu sehen. Eine heilige Kühnheit sollen wir haben; denn Gott hilft den Mutvollen und kennt kein Ansehen der Person.
