12.
Je mehr die Seele durch ihre Werke zu erkennen gibt, daß das, was sie betet, nicht bloße Höflichkeitsworte sind, desto näher zieht sie der Herr an sich, desto mehr erhebt er sie über alle irdischen Dinge und über sie selbst, damit er sie zum Empfange großer Gnaden um so fähiger mache. Er schätzt den Dienst, den wir ihm durch die Hingabe unseres Willens leisten, so hoch, daß er nicht aufhört, uns diesen Dienst schon in diesem Leben zu belohnen, und nicht müde wird, uns zu geben, so daß wir nicht mehr wissen, um was wir Seine Majestät noch bitten sollen. Nicht genug, daß er sich mit einer solchen Seele durch Vereinigung mit sich selbst eins gemacht hat, beginnt er jetzt auch, sich an ihr zu ergötzen, ihr seine Geheimnisse zu offenbaren und sich darüber zu freuen, daß sie sieht, was sie gewonnen, und wenigstens in etwa erkennt, was er ihr für die Zukunft aufbewahrt hat. Und damit nichts sie hindere (das zu genießen, was er ihr gibt), läßt er sie allmählich auch den Gebrauch ihrer äußerer Sinne verlieren. Dies ist die »Verzückung«.
