3.
Seit dem Jahre 161 war nun der „Philosoph“ Mark Aurel Alleinherrscher, hatte aber zunächst Lucius Verus als Mitregenten. Der Stoiker auf dem Cäsarenthron hatte nichts übrig für die „waffenlose Schlachtreihe“, wie er die Christen in seinen „Selbstbetrachtungen“ (XI, 3) spöttelnd nannte. Dennoch wagten es manche gebildete Christen, ihm ihre umfangreichen Apologien für den neuen Glauben einzureichen. In diese Jahre zwischen 161 und 169 führt uns der dritte Martyrerbericht, den wir besitzen — denn in diese Zeit, nicht in die Regierung des Decius (249—251), ist das Martyrium des Bischofs Karpos von Thyatira und seines Diakons Papylos zu verlegen. In Pergamon, wo der gewaltige Marmoraltar des Zeus stand und das der Apokalyptiker (Offb. 2,13) den „Sitz des Satans“ nannte, wo auch einst der „getreue Martyr Antipas“ getötet worden war, standen die beiden Helden vor Gericht. Ihnen schloß sich, vom Sturmwind christlicher Begeisterung erfaßt, eine Frau namens Agathonike an.
S. 8 Wundervoll ist dieser auf Grund der Protokolle gearbeitete Bericht: „die eigenartige Originalität, die ganz ergreifende Schlichtheit des Ausdrucks und die mitunter fast rätselhafte Knappheit der Schilderung verbürgen den höchstmöglichen Grad geschichtlicher Treue“ (Bardenhewer, Gesch. d. altkirchl. Lit. II, 617).
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