7.
Daniel sodann, der „Mann des Wohlgefallens1“, der drei Wochen lang kein Brot aß und kein Wasser trank2, lehrte, in die Grube geworfen, selbst die Löwen fasten3. Als wär er aus Stein, Erz oder anderem harten Stoff, konnten die Löwen ihm mit ihren Zähnen nicht beikommen. So hatte das Fasten den Körper des Mannes wie mit einem eisernen Panzer geschirmt und für die Löwen unbezwingbar gemacht; denn sie öffneten gegen den Heiligen ihren Rachen nicht. Fasten bezwang die Gewalt des Feuers und verstopfte den Löwen den Rachen. Fasten trägt das Gebet zum Himmel empor, gibt ihm gleichsam Flügel zum Fluge nach oben. Fasten erhöht die Häuserzahl, ist Mutter der Gesundheit, Erzieher der Jugend, ein Schmuck für Greise, ein guter Gefährte dem Wanderer, ein zuverlässiger Hausgenosse für Ehegatten. Der Ehemann argwöhnt keine Gefahr, wenn er sieht, daß seine Frau dem Fasten obliegt. Nicht grämt sich die Gattin aus Eifersucht zu Tode, wo sie den Mann fasten sieht. Wer hat je durch Fasten seinem Hausstand geschadet? Zähle heute den Hausrat, und zähl’ ihn nachher wieder! Wegen des Fastens wird dir nichts im Hause fehlen. Kein Tier beklagt seinen Tod; kein Blut wird vergossen; kein Todesurteil wird von dem unerbittlichen Bauche gegen die Tiere gesprochen. Es ruht das Messer der Schlächter; der Tisch begnügt sich mit dem, was von selbst wächst.
Der Sabbat ist den Juden gegeben, „damit“, wie es heißt, „ausruhe dein Vieh und dein Knecht4“. Das Fasten soll ein Ausruhen von den fortlaufenden Arbeiten werden für die Knechte, die das ganze Jahr über S. 174 arbeiten. Gönne Ruhe deinem Koch; gib Erholung dem, der dir den Tisch serviert; laß ausruhen die Hand des Mundschenks! Es ruhe auch einmal aus der Kuchen- und Pastetenbäcker! Auch das Haus ruhe einmal von dem ewigen Lärm, von dem Rauch und Dampfe, von den Auf- und Ab-, Hin- und Herlaufenden, die dem Bauche als einem unerbittlichen Herrn dienen. Es geben ja doch auch die Steuereintreiber ihren Untergebenen ein wenig Freiheit. Es gebe denn auch der Bauch dem Munde einige Ruhe, und er schließe mit uns auf fünf Tage5 Waffenstillstand, er, der immer nur fordert und nie zufrieden ist, der heute empfängt und es morgen nicht mehr weiß. Ist er voll, dann philosophiert er über Enthaltsamkeit; ist er leer, dann vergißt er die Lehren wieder.
