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„Blast mit der Posaune,“ sagt der Psalmist, „am Neumonde, am feierlichen Tage eures Festes1!“ Das ist eines Propheten Befehl. Uns aber kündigen lauter als jede Posaune und vernehmlicher als jedes musikalische Instrument die vorgelesenen Schrifttexte2 die Feier an, die diesen Tagen vorausgeht. Wir vernahmen ja vom Segen des Fastens aus Isaias, der das jüdische Fasten verurteilt und uns das wahre Fasten lehrt mit den Worten: „Nicht zu Streit und Hader fastet, sondern löset alle Bande der Ungerechtigkeit3!“ Und der Herr sagt: „Seid nicht finsterer Miene, sondern wasche dein Antlitz und salbe dein Haupt4!“ Zeigen wir uns alle, wie belehrt, für die kommenden Tage nicht niedergeschlagen, sondern froh gestimmt, wie es Heiligen ziemt! Kein Mutloser wird gekrönt; kein Trauriger errichtet ein Siegeszeichen. Sei nicht betrübt, wenn du geheilt wirst! Töricht, ob der Gesundheit der Seele sich nicht zu freuen, dafür aber über den Wechsel der Speisen zu trauern und so sich mehr besorgt zu zeigen um des Bauches Lust als um der Seele Wohl. Die Sättigung geschieht dem Bauche zulieb; Fasten aber bringt der Seele Gewinn. Sei froh, daß dir vom Arzte ein Heilmittel gegeben worden, das die Sünde tilgt. Wie die Würmer im Gedärm der Kinder durch gewisse sehr bittere Arzneien vertrieben werden, so tötet das Fasten, das wirklich diese Bezeichnung verdient und auch in die Seele eindringt, die tief wurzelnde Sünde.
