Inhalt
S. 181 „HAB’ ACHT AUF DICH SELBST!“ (Deut. 15, 9) (Migne, PG. XXXI, 197—217)
Inhalt: Der Gedankenaustausch mit Menschen als sinnlich-geistigen Wesen kann kein unmittelbarer, sondern nur ein sprachlich vermittelter sein. Voraussetzung beim Hörer stilles Lauschen, zumal wenn Gott spricht — so tief und bündig wie in Deut. 15, 9. Dieser Ausspruch wehrt innerer Versündigung. Gedankensünden viel häufiger und rascher geschehen als Tatsünden. So mancher ist trotz äußerer Gerechtigkeit Gedankensünder, dem Allwissenden offenbar. Die Gedankensünden müßen darum noch wirksamer verhütet und rascher geheilt werden können (c. 1). Wie dem Tier der Instinkt zu seiner Selbsterhaltung, so dem Menschen die Vernunft, der Sünde zu entgehen. „Hab’ acht!“ — nicht mit dem leiblichen Auge, sondern mit der Gnadenerleuchtung des Heiligen Geistes (c. 2). „Hab’ acht auf dich selbst!“ — d. i. deine Seele, nicht so fast auf die äußeren Güter (Leib, Gesundheit, Habe). Gib dem Körper, was nötig — mehr zu geben ginge auf Kosten der Seele —, sieh aber vorab auf das Wohl der Seele (c. 3). „Auf sich achtgeben“ rät der Leibarzt, noch mehr der Seelenarzt. Erstes und Wichtigstes — richtige Diagnosestellung. „Achtzugeben auf sich“ hat jeder, „achtzugeben“ auch auf andere hat, wem ein besonderer Beruf im Reiche Gottes (c. 4). Es gilt achtzugeben, um nicht zu verlieren, was man hat. Oberflächliche Jugend macht sich grenzenlose Zukunftsillusionen. Heilmittel dagegen nüchterne Selbstbetrachtung. Mehr auf sich achten als auf andere. „Auf sich achten“ heißt, sich stets der Vergänglichkeit aller irdischen Güter bewußt bleiben (c. 5). Der an irdischen Gütern Arme schaue auf die ewigen. Übrigens ist jeder groß und reich als Kreatur Gottes, als Ebenbild des Schöpfers und weil berufen zur Engelswürde. Auch sind die höheren Güter, das Erlösungswerk, Gottes Lehren und S. 182 Gebote und sein Lohn allen angeboten (c. 6). „Achtgeben“ auf sich lehrt den Zorn meistern, die Zunge zügeln, die Sinnlichkeit beherrschen, führt zur Gotteserkenntnis und zur Verähnlichung mit ihm und heißt die Wechselwirkung von Leib und Seele bewundern (c. 7). „Acht’ auf dich!“ — deinen Leib mit seinem majestätischen Bau und der kunstvollen Gestaltung all seiner Glieder (c. 8).
