9.
Sieh dich wohlweislich für die Gegenwart und Zukunft vor, und opfere sie nicht schmählichem Gewinn! Verlassen wird dich der Leib, der sichtbare Träger deines gegenwärtigen Lebens. Bei der Ankunft des erwarteten und zweifellos kommenden Richters wirst du dir die Ehren und himmlische Herrlichkeit verschließen, dafür die Hölle aufschließen, dies unauslöschliche Feuer, die Hölle mit ihren Strafen und eine furchtbare Ewigkeit der Qual — anstatt eines langen, seligen Lebens. Glaube ja nicht, ich drohte dir mit unwahren Schreckbildern, wie es eine Mutter oder Amme bei den kleinen Kindern zu tun pflegt, die sie durch erdichtete Erzählungen beschwichtigen, wenn sie übermäßig und unaufhörlich schreien. Hier aber handelt es sich um keine Fabel, sondern um eine Lehre, die schon längst ein untrüglicher Mund verkündet hat. Auch sollst du laut einer Vorhersagung im Evangelium klar wissen, daß kein einziges Strichlein und kein einziger Punkt vergehen wird1. Ja, selbst der im Grabe verweste Leib wird auferstehen, und S. 275 die beim Tode von ihm geschiedene Seele wird ihn wieder bewohnen. Und ein scharfes Gericht über unsere Lebenstage wird folgen, bei dem es keine Zeugen gibt als nur das eigene zeugende Gewissen. Vom gerechten Richter wird aber jedem nach Verdienst vergolten werden. Ihm gebührt Ehre, Macht und Anbetung in alle Ewigkeit. Amen.
Vgl. Matth. 5, 18. ↩
