2.
„Kostet und seht, wie lieblich der Herr ist1!“ Wie soll ich den Unkundigen die Süßigkeit des Honigs klar machen? „Kostet und sehet!“ Überzeugender als jede Rede spricht die eigene Erfahrung. Der Jude verschiebt die Beschneidung nicht — wegen der Drohung: „Jede Seele, die am achten Tage nicht beschnitten ist, soll ausgerottet werden aus ihrem Volke2!“ Du aber schiebst die Beschneidung hinaus, die nicht mit der Hand geschieht, sondern im Ausziehen des Fleisches in der Taufe sich vollzieht3. Und doch hast du vom Herrn selbst gehört: „Wahrlich, wahrlich, sage ich euch, wenn jemand nicht wiedergeboren wird aus dem Wasser und dem Hl. Geiste, so kann er in das Reich Gottes nicht eingehen4!“ — Dort ist doch Schmerz und Wunde, hier Tau der Seele und Heilung der Herzenswunden. Du betest den an, der für dich gestorben? Nun dann laß dich auch mit ihm in der Taufe begraben5! Bist du nicht mit ihm vereint in der Ähnlichkeit des Todes6, wie wirst du dann an seiner Auferstehung teilnehmen? Jenes Israel wurde auf Moses getauft, in der Wolke und im Meere7, dir zum Vorbild und zur Bezeichnung der Wahrheit, die „am Ende der Zeiten“ sich offenbaren sollte8. Du aber fliehst vor der Taufe, die nicht im Meere vorgebildet, sondern in der Wahrheit vollendet S. 305 wird, nicht in der Wolke, sondern im Geiste, nicht auf Moses, der auch Knecht war, sondern auf Christus, den Schöpfer. Wäre Israel nicht durch das Meer gegangen, so wäre es von Pharao nicht losgekommen. Auch du wirst nicht von der grausamen Herrschaft des Teufels befreit werden, wenn du nicht durch das Wasser gehst. — Auch hätte Israel nicht aus dem geistigen Felsen getrunken9, wäre es nicht vorbildlich getauft worden. Auch dir wird niemand den wahren Trank reichen, wenn du nicht wahrhaft getauft bist. — Jenes Israel aß nach der Taufe Engelbrot10; wie willst du denn das lebendige Brot11 essen, wenn du nicht zuvor die Taufe empfangen hast? Altisrael ging durch die Taufe in das Land der Verheißung ein; wie aber willst du ins Paradies kommen, wenn du nicht mit der Taufe besiegelt bist? Oder weißt du nicht, daß ein feuriges Schwert aufgepflanzt ist, um den Weg zum Lebensbaume zu bewachen12, für die Ungläubigen furchtbar und flammensprühend, für die Gläubigen leicht zugänglich und mild strahlend? Auch hat es der Herr beweglich gemacht13: Wenn es einen Gläubigen sieht, zeigt es den Rücken; sieht es aber einen Nichtbesiegelten, dann hält es ihm die Schneide entgegen.
