5.
[Forts. v. S. 247 ] Denn das soll jeder wissen, daß es außer diesen [äußeren] Augen noch innere Augen und außer diesem [äußeren] Gehör noch ein inneres Gehör gibt. Wie diese [äußeren] Augen das Angesicht des Freundes oder des Geliebten sinnlich schauen und wahrnehmen, so schauen und erkennen die vom göttlichen Lichte erleuchteten Augen der würdigen, gläubigen Seele geistig den wahren Freund, den süßesten und vielbegehrten Bräutigam, den Herrn, indem die Seele vom anbetungswürdigen Geiste erleuchtet wird. Durch solch geistiges Schauen der ersehnten und einzigen, unaussprechlichen Schönheit wird sie von göttlicher Liebe verwundet und zu allen Tugenden des Geistes geführt. So besitzt sie eine unbegrenzte und unerschöpfliche Liebe zu dem von ihr ersehnten Herrn. Was gibt es also Seligeres als jenes unsterbliche Wort, das Johannes sprach, als er den Herrn vor Augen zeigte: „Sehet, das Lamm Gottes, das hinwegnimmt die Sünde der Welt“1?
Joh. 1, 29. ↩
