5.
Inwiefern wird der Herr, der doch dem Wesen nach einer ist, in figürlicher Redeweise um der Heilsordnung der Menschen willen mit vielen Namen bezeichnet? Warum heißt er „Fels“1 und „Türe“2, warum „Axt“3 und „Weg“4 und dann wieder „Weinstock“5 und „Brot“6? Fels [heißt er], weil er ob seiner Stärke unerschütterlich und unzugänglich ist; Türe, weil er der Eingang ins ewige Leben ist; Axt, weil er die Wurzel der Bosheit ausrottet; Weg, weil er die Würdigen zur Erkenntnis der Wahrheit führt; Weinstock, weil aus ihm der Wein gewonnen wird, der „das Menschenherz erfreut“7; endlich Brot, weil er das Herz des vernünftigen Wesens stärkt. In gleicher Weise wird auch die von Gott dem Logos bewohnte, untadelige Seele, die nur eine ist, in vielfacher Beziehung Fortschritte machen und der geistigen Tugenden und Gaben gewürdigt werden. Dieses habe ich deshalb gesagt, weil das Brautverhältnis nicht bloß in dreifachem (als Tempel Gottes, Königstochter, Königin), sondern in gar vielfachem Sinne gedacht werden kann. Erkenne jedoch, daß dies [zu verstehen] mühsam für uns bleibt, bis wir eingehen S. 369 in „das Heiligtum Gottes“8, „zu Gott, der unsere Jugend erfreut“9. Es ist nämlich der Wille des Erlösers, daß wir Menschen während unseres Lebens im Fleische seiner Leidenschaftslosigkeit gewürdigt und mit der Heiligung erfüllt werden, damit wir zuversichtlich ausrufen können; „Ob wir auch im Fleische wandeln, so kämpfen wir nicht nach dem Fleische. Denn die Waffen unseres Kampfes sind nicht fleischlich, sondern mächtig durch Gott zur Zerstörung von Festen, indem wir die Ratschläge zerstören und jede Hoheit, die sich erhebt wider die Erkenntnis Gottes“10. Wir müssen also jetzt schon „die Leidenschaften der Sünde“11 „ans Kreuz heften“12 gemäß dem Gebete des Propheten: „Durchdringe mit deiner Furcht mein Fleisch“13. Denn Fleisch und Blut, wovon der Apostel sagt, daß sie „das Reich Gottes nicht erben können“14, ist nicht dieser sichtbare Leib — dieser ist ja von Gott gebildet —, sondern „die Gesinnung des Fleisches“15, die erregt wird von den Geistern der Bosheit, „die in den Kindern des Unglaubens wirksam sind“16. Denn die in Christus vollendeten Streiter haben nicht „den Kampf wider Fleisch und Blut zu führen, sondern wider die Weltbeherrscher dieser Finsternis, wider die Geister der Bosheit“17.
1 Kor. 10, 4. ↩
Joh. 10, 7. 9. ↩
Matth. 3, 10; Luk. 3, 9. ↩
Joh. 14, 6. ↩
Ebd. [Joh.] 15, 1. 5. ↩
Ebd. [Joh.] 6, 35. 41. 48. 51. ↩
Ps. 103, 15 [hebr. Ps. 104, 15]. ↩
Ps. 72, 16 f. [hebr. Ps. 73, 16 f.]. ↩
Ebd. [Ps.] 42, 4 [hebr. Ps. 43, 4]. ↩
2 Kor. 10, 3 ff. ↩
Vgl. Röm. 7, 5. ↩
Vgl. Kol. 2, 14. ↩
Ps. 118, 120 [hebr. Ps. 119, 120]. ↩
1 Kor. 15, 50. ↩
Röm. 8, 6. ↩
Eph. 2, 2. ↩
Ebd. [Eph.] 6, 12. ↩
