15.
Noch ein Ereignis aus seinem Leben erregt Staunen; es gibt klares Zeugnis sowohl von seiner eigenen Gottesfurcht wie von der seiner Eltern. Es war während seines Aufenthaltes in Bithynien, wo er ein Amt bekleidete, das ihn dem Kaiser sehr nahebrachte. Er hatte nämlich die Aufgabe, für den Kaiser die Gelder einzutreiben und die Kassen zu verwalten. Dieses Amt sollte nach der Absicht des Kaisers die Vorstufe zu noch höheren sein. Als in Nicäa vor nicht langer Zeit ein Erdbeben, welches das schlimmste seit Menschengedenken gewesen sein soll, fast alle Einwohner ergriffen und zugleich mit der schönen Stadt vertilgt hatte, entging er als der einzige von den höheren Persönlichkeiten mit nur ganz wenigen Menschen, wunderbarerweise von den Trümmern selbst geschützt, mit nur geringen Erinnerungen an die Gefahr dem Untergange. Der überstandene Schrecken sollte ihn erziehen, noch Größeres zu retten und sich ganz dem höheren Leben zu weihen durch Aufgebung seines Dienstes am Vergänglichen und durch Wegzug vom Hofe. Daran dachte er auch und darnach ging sein heißes Verlangen, wie ich mich aus einem Briefe überzeugen konnte, den er an mich schrieb, als ich, die günstige Gelegenheit benützend, mahnende Worte an ihn gerichtet hatte. An solch mahnenden Worten hatte ich es übrigens nie fehlen lassen, da mir daran gelegen war, daß seine Talente sich nicht in minderwertigen Beschäftigungen verbrauchen, seine ausgesprochene Denkernatur sich nicht mit gemeinen Arbeiten abgebe und er nicht der Sonne gleiche, die von Wolken verhüllt wird. Dem Erdbeben war Cäsarius zwar entgangen, der Krankheit jedoch entging er als Mensch nicht. Jenes Glück war ihm speziell zuteil geworden; S. 223 das Los der Krankheit aber teilte er mit den übrigen Menschen. Jenes Glück war ein Lohn für seine Frömmigkeit, dieses Los eine Folge seiner Natur. Die tröstliche Freude war dem Schmerze vorausgegangen, damit wir in der Erschütterung über seinen Hingang uns über seine einstige wunderbare Rettung freuen. Nun ist uns der große Cäsarius wiedergegeben worden als kostbare Asche, als ruhmreicher Toter. Unter ständigen Gesängen wird ihm das Geleite gegeben, an der Stätte der Märtyrer wird er beigesetzt, mit heiligen Händen schmücken ihn seine Eltern; fromme Gesinnung an Stelle der Trauer treten lassend, trägt seine Mutter weißes Gewand, hält entsagend ihre Tränen zurück und beruhigt ihren Schmerz durch Lieder. Die neugeschaffene Seele, welche der Geist durch die Taufe umgewandelt hatte, erntet Ehren, die ihrer würdig sind.
