16.
Diese Worte, o Cäsarius, sind mein Totengeschenk. Hiemit spende ich dir die Erstlingsgabe meiner Reden. Oft hattest du mein Schweigen getadelt, für dich aber solltest du meine Zunge lösen. Meine Rede ist der Leichenschmuck, den ich dir gebe. Sie ist, wie ich wohl weiß, dir der allerschönste Schmuck, sie ist dir lieber als wallende, weiche Seidengewänder, an denen du zu Lebzeiten, nur von der Tugend geschmückt, nicht gleich der Menge Gefallen hattest, lieber als die Gewebe durchsichtiger Leinwand oder als die kostbaren Salben, die du auch schon früher den Frauengemächern überlassen hattest und deren Wohlgeruch an einem einzigen Tage dahin ist, lieber als sonst etwas Minderwertiges, das nur kleinliche Leute schätzen. All dies wäre heute gleich deinem wertvollen Leichnam von diesem unbarmherzigen Steine zugedeckt worden. Ich brauche nicht die heidnischen Wettkämpfe und Vorträge, durch welche unglückliche Jünglinge ausgezeichnet wurden, und welche für unbedeutende Kämpfe unbedeutende Preise verliehen. Nicht brauche ich all die Trankopfer und Spenden, die Kränze und frischen Blumen, durch welche man die Verstorbenen ehrte, nicht der Vernunft, sondern vielmehr ererbter Sitte und unverständiger Trauer folgend. Mein Geschenk ist das Wort, welches vielleicht auch in der S. 224 Zukunft sich erhält, sich ständig fortpflanzend und den Hingeschiedenen nicht völlig verabschiedend, und welches dafür sorgt, daß der Name des Gelehrten immer im Gehör und im Gedächtnis bleibt, und das Bild des Ersehnten lebhafter zeichnet, als es Gemälde tun könnten.
