4. Jede Natur in Christus behielt ihre Eigenthümlichkeit unversehrt; Auferstehung, Himmelfahrt, Wiederkunft des Erlösers.
Wir verwünschen auch die Gotteslästerung Jener, welche in einem ganz neuen Sinne zu behaupten wagen, daß von der Zeit der Fleischesannahme Alles, was der Gottheit eigen war, auf den Menschen übergegangen sei und umgekehrt das der Menschheit Eigenthümliche auf Gott über - S. 196 tragen wurde, so daß (was keine Häresie je zu sagen wagte) durch diese Verwirrung beide Naturen vernichtet erscheinen, die der Gottheit und Menschheit nemlich, und als von ihrem eigenen Zustande[^450] in etwas Anderes umgewechselt; sie bekennen im Sohne einen ebenso unvollkommenen Gott als Menschen, so daß man glaubt, sie behalten weder den wahren Gott noch den (wahren) Menschen bei. Wir aber sagen, daß unsere leidensfähige (Natur) so von Gott dem Sohne angenommen wurde, daß die Gottheit leidensunfähig blieb; denn der Sohn Gottes litt nicht dem Scheine, sondern der Wahrheit nach Alles, was die Schrift bezeugt, nemlich Hunger, Durst, Ermüdung, Schmerz, den Tod und ähnliches Andere. Er litt nach dem, was leiden konnte, nemlich nicht nach jener Substanz,[^451] welche annahm, sondern nach der, welche angenommen wurde. Denn der Sohn Gottes selbst ist seiner Gottheit nach leidensunsähig, wie der Vater, unerfaßlich, wie der Vater, unsichtbar, wie der Vater, unwandelbar, wie der Vater.[^452] Und obschon die eigene Person des Sohnes d. i. das Wort Gottes den leidensfähigen Menschen annahm, so hat doch durch seine Einwohnung die Gottheit ihrer Wesenheit nach ebenso wenig gelitten als die ganze Dreifaltigkeit, welche wir als leidensunfähig bekennen müssen. Der Sohn Gottes also starb[^453] der Schrift gemäß nach dem, was sterben konnte. S. 197 Er erstand am dritten Tage, stieg auf in den Himmel, sitzet zur Rechten Gottes des Vaters, wo jene Natur des Fleisches verbleibt, in welcher er geboren ward und litt, in welcher er auch auferstand: denn nicht vernichtet wurde die Wesenheit der menschlichen Natur, sondern verherrlicht und wird in Ewigkeit mit der Gottheit (vereint) bleiben. Nachdem er vom Vater die Gewalt über Alles erhalten, was im Himmel und auf Erden ist,[^454] wird er zum Gerichte über die Lebenden und Verstorbenen kommen, um die Gerechten zu belohnen und die Sünder zu strafen.
