3.
Als Christus, Geliebteste, zur Stätte seiner Verherrlichung ging und die Barmherzigkeit die Zelte der Gottlosen verließ, auf daß erfüllt werde, was geschrieben steht: „Fern ist von den Sündern das Heil!“1 , folgten ihm viele aus dem Volke sowie eine Menge weinender und wehklagender Frauen2 . Pflegt doch das schwache Geschlecht selbst über die des Todes Schuldigen bis zu Tränen gerührt zu werden und in Erwägung der gemeinsamen Natur über das Ende der Verurteilten zu jammern. Allein der Herr Jesus wies eine solche Klage zurück, weil es unpassend war zu weinen bei einem Siege und zu trauern bei einem Triumphe. Zuletzt wandte er sich zu S. 321den Frauen und sprach: „Ihr Töchter Jerusalems, weinet nicht über mich, sondern über euch selbst und euere Kinder; denn es werden Tage kommen, da man sagen wird: Selig die Unfruchtbaren und die Leiber, die nicht geboren, und die Brüste, die nicht genährt haben!“3 . Wo merkt man da etwas von Trauer oder Furcht bei dem, der den Kreuzestod sterben soll? Die Stunde der Hinrichtung hat eben für den keine Schrecken, dessen Wille es ist, zu leiden. Er belehrt vielmehr die Frauen, daß sie ihn ohne Grund beweinen, und mahnt zur Buße, indem er auf die4 Vergeltung hinweist. „Ihr Töchter Jerusalems“, so spricht er, „habt keinen Anlaß über mein Geschick zu klagen. Weinet über euch und bejammert euere eigenen Kinder! Um sie vergießet euere Tränen, daß euer Leib solche Söhne geboren hat! Freilich sollt ihr trauern, aber nicht über den Retter der Gläubigen, sondern über die Gottlosigkeit derer, über die das Verderben hereinbricht! Freiwillig nehme ich das Kreuz auf mich und unterziehe ich mich dem Tode, den ich vernichten will5 . Weinet also nicht über den, der für die Erlösung der Welt sein Leben dahingibt, und den ihr dereinst als Richter in der Herrlichkeit des Vaters schauen werdet!“6
