4.
Du aber, gottlosester Mensch, „Kanaans und nicht Judas Samen“1 , warst nicht mehr ein „Gefäß der Auserwählung“2 , sondern ein „Sohn des Verderbens und des Todes“3 . Du hieltest das Blendwerk des Satans für nutzbringender, so daß dich das Feuer der Habsucht erfaßte und du vor lauter Verlangen nach den dreißig Silberlingen nicht merktest, welch reichen Schatzes du verlustig gingst. Was veranlaßte dich nur, deine bevorzugte Stellung für eine so lächerlich kleine Summe preiszugebenS. 356, selbst wenn nach deiner Ansicht den Verheißungen des Herrn kein Glaube beizumessen gewesen wäre? Du gebotest doch bösen Geistern, heiltest Kranke und genossest dieselbe Ehre wie die übrigen Apostel. Ja, du konntest sogar, um deinen Geldhunger zu stillen, den dir anvertrauten Säckel bestehlen4 . Dein Herz hing eben an verbotenen Dingen, und so reizte dich das am meisten, was dir am wenigsten gestattet war. Dich lockte nicht so sehr die Höhe des Kaufpreises als die Größe des Verbrechens. Darum ist auch dein ruchloser Handel nicht etwa deshalb so verächtlich, weil du den Herrn so niedrig eingeschätzt hast, sondern deswegen, weil du ohne Rücksicht auf dich selber den verkauftest, der auch dein Erlöser war. Und mit Recht wurde deine Bestrafung in deine eigene Hand gelegt5 , weil man keinen grausameren Feind gegen dich hätte finden können als dich selber.
