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Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat (BKV)
13. Wie können die Dämonen, wenn sie weder die Glückseligkeit mit den Göttern, noch die Unseligkeit mit den Menschen teilen, in der Mitte zwischen den Göttern und den Menschen stehen, da sie doch dann nicht an den Eigenschaften beider Gattungen zumal Anteil haben?
Für die Dämonen nun behauptet Apuleius eine Mittelstellung zwischen diesen je drei Eigentümlichkeiten des göttlichen und des menschlichen Daseins; und bezüglich des Wohnsitzes erhebt sich auch keinerlei Schwierigkeit, denn zwischen einem obersten und einem untersten Wohnsitz kann es recht wohl einen mittleren geben und kann man von einem mittleren sprechen. Es bleiben noch die zwei andern Paare von Eigenschaften übrig, und ihnen müssen wir mehr Aufmerksamkeit schenken, um zu sehen, wie entweder sich erweisen läßt, daß den Dämonen diese zwei doppelten Eigentümlichkeiten fremd sind, oder wie sie ihnen in einer Weise, die ihre Mittelstellung erheischt, zugesprochen werden können. Indes fremd können sie ihnen nicht sein. Denn wir können zwar sagen, daß ein Wohnsitz in der Mitte weder der oberste noch der unterste ist, nicht aber können wir, da die Dämonen vernunftbegabte Wesen sind, mit Recht sagen, sie seien weder selig noch unselig, wie die Bäume oder die Tiere, die der Empfindung oder der Vernunft bar sind. Weil also ihrem Geiste Vernunft innewohnt, müssen sie notwendig entweder unselig oder Band 16, S. 492selig sein. Ebensowenig können wir mit Recht sagen, daß die Dämonen weder sterblich noch ewig seien. Denn alles, was lebt, lebt entweder in Ewigkeit oder es findet im Tode das Ende für sein Leben. Nun bezeichnet aber Apuleius die Dämonen als der Dauer nach ewig. Es bleibt demnach nur die Annahme übrig, daß die Dämonen von den beiden den höchsten Wesen zukommenden Eigenschaften der Ewigkeit und Glückseligkeit die eine haben, und von den beiden den niedrigsten Wesen zukommenden Eigenschaften der Sterblichkeit und Unseligkeit die andere. Denn wenn sie beide Eigenschaften der untersten Wesen oder beide der obersten Wesen zumal an sich haben, so sind sie nicht Mittelwesen, sondern ziehen sich zurück auf den einen oder sinken herab zu dem andern Teil. Weil sie also, wie sich zeigte, von diesem Paar gegensätzlicher Eigenschaften nicht beider zumal, die zu einem Gegensatzglied gehören, ledig stehen können, so nehmen sie von jedem Paar eine Eigenschaft an, um in der Mitte zu stehen. Und weil sie die Ewigkeit nicht von den untersten Wesen haben können, da sie sich bei diesen nicht findet, so haben sie von den höchsten Wesen nur diese allein; und sonach bleibt, um ihre Mittelstellung zu vervollständigen, nichts übrig, was sie von den untersten Wesen an sich haben könnten, als die Unseligkeit.
Es ist also nach den Platonikern den Göttern in der Höhe glückselige Ewigkeit oder ewige Glückseligkeit eigen; den Menschen in der Tiefe dagegen sterbliche Unseligkeit oder unselige Sterblichkeit; und den Dämonen in der Mitte unselige Ewigkeit oder ewige Unseligkeit. Denn mit jenen fünf Merkmalen, die Apuleius bei der Definition der Dämonen angibt, beweist er ebensowenig, was er beweisen will, daß sie nämlich Mittelwesen seien; denn drei davon läßt er sie mit uns gemein haben, daß sie nämlich der Gattung nach beseelte Wesen, dem Geiste nach vernunftbegabt und der Seele nach den Affekten zugänglich sind; eines mit den Göttern, daß sie nämlich der Dauer nach ewig sind; und eines sei ihnen allein eigentümlich, der luftartige Leib. Wie können sie also in der Mitte stehen, wenn sie nur eine Eigenschaft mit den höchsten Wesen, dagegen drei mit den untersten Band 16, S. 493gemein haben? Hier muß doch jedermann sehen, wie weit sie sich von der Mittelstellung entfernen und zu den untersten Wesen sich neigen und herabgedrückt werden. In der Tat können sie jedoch auch so als in der Mitte stehend betrachtet werden, und zwar insofern, als sie eine einzige nur ihnen zukommende Eigenschaft haben, nämlich den luftartigen Leib, wie auch die höchsten und die untersten Wesen je eine einzige nur ihnen zukommende Eigenschaft haben, die Götter einen ätherischen Leib und die Menschen einen irdischen; dagegen zwei Eigenschaften, die den höchsten, den untersten und den mittleren Wesen gemeinsam zukommen, nämlich daß sie der Gattung nach beseelte Wesen und dem Geiste nach mit Vernunft begabt sind1. Sagt ja auch Apuleius selbst, wo er von den Göttern und den Menschen spricht: „Hier haben wir zwei Gattungen von beseelten Wesen vor uns“, und darüber besteht doch kein Zweifel, daß die Platoniker die Götter als vernunftbegabt betrachten. Es bleiben danach noch zwei Eigenschaften übrig auf Seiten der Dämonen, nämlich daß diese Wesen der Seele nach Affekten zugänglich und der Dauer nach ewig sind; davon haben sie die eine mit den untersten, die andere mit den höchsten Wesen gemein, so daß das ihrer Mittelstellung entsprechende Gleichgewichtsverhältnis hergestellt ist und sie weder zu den höchsten Wesen emporschnellen noch zu den untersten herabgedrückt werden. Darin nun gerade besteht ihre unselige Ewigkeit oder ihre ewige Unseligkeit. Denn wenn Apuleius sie charakterisiert als „der Seele nach den Affekten zugänglich“, so hätte er sie auch als „unselig“ bezeichnet, wenn er sich nicht wegen ihrer Verehrer gescheut hätte. Da nun aber die Welt durch die Vorsehung des höchsten Gottes regiert wird, wie auch die Platoniker zugeben, und nicht durch Zufall und Willkür, so wäre ihre Unseligkeit nie und nimmer eine ewige, wenn nicht ihre Schlechtigkeit groß wäre.
Wenn also die Seligen mit Recht εὐδαίμονες genannt werden, so sind keine εὐδαίμονες diese Dämonen, denen die Platoniker eine Mittelstellung zwischen den Band 16, S. 494Menschen und den Göttern angewiesen haben. Welches ist nun aber der Platz guter Dämonen, die, erhaben über die Menschen, aber unter den Göttern stehend, den Menschen Beistand und den Göttern Dienste leisten? Wenn sie nämlich gut und ewig sind, sind sie natürlich auch glückselig. Bei ewiger Glückseligkeit aber können sie nicht in der Mitte stehen, weil diese sie den Göttern sehr nahebringt und von den Menschen in weitem Abstand trennt. Deshalb werden sich die Platoniker vergeblich bemühen, den Nachweis zu führen, daß gute Dämonen, wenn sie sowohl unsterblich als auch glückselig sind, mit Recht ihren Platz in der Mitte zwischen den unsterblichen und glückseligen Göttern und den sterblichen und unseligen Menschen erhalten. Da sie nämlich beide Eigenschaften, die Glückseligkeit sowohl als die Unsterblichkeit, mit den Göttern gemein haben, dagegen mit den unseligen und sterblichen Menschen nichts davon, so sind sie doch offenbar nicht so fast zwischen die Götter und die Menschen in die Mitte gestellt, als vielmehr den Menschen ferne und den Göttern nah. In der Mitte stünden sie dann, wenn sie zwei ihrer Eigenschaften nicht mit zweien des einen Teiles, sondern mit je einer der beiden Teile gemeinsam hätten; so wie der Mensch eine Art Mittelwesen ist, jedoch zwischen den Tieren und den Engeln, sofern er, da das Tier ein vernunftloses und sterbliches Wesen, der Engel dagegen ein vernunftbegabtes und unsterbliches ist, in der Mitte zwischen beiden steht, niedriger als die Engel, höher als die Tiere, ein vernunftbegabtes, sterbliches Wesen, das mit den Tieren die Sterblichkeit und mit den Engeln den Besitz der Vernunft gemein hat. Suchen wir also das Mittelding zwischen seligen Unsterblichen und unseligen Sterblichen, so müssen wir auf ein Wesen kommen, das entweder als sterbliches glückselig oder als unsterbliches unselig ist.
Vgl. oben VIII 16. ↩
Edition
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De civitate Dei (CCSL)
Caput XIII: Quomodo daemones, si nec cum dis beati nec cum hominibus sunt miseri, inter utramque partem sine utriusque communione sint medii.
Inter haec terna deorum et hominum quoniam daemones medios posuit, de loco nulla est controuersia; inter sublimem quippe et infimum medius locus aptissime habetur et dicitur. cetera bina restant, quibus cura adtentior adhibenda est, quemadmodum uel aliena esse a daemonibus ostendantur, uel sic eis distribuantur, ut medietas uidetur exposcere. sed ab eis aliena esse non possunt. non enim sicut dicimus locum medium nec summum esse nec infimum, ita daemones, cum sint animalia rationalia, nec beatos esse nec miseros, sicuti sunt arbusta uel pecora, quae sunt sensus uel rationis expertia, recte possumus dicere. quorum ergo ratio mentibus inest, aut miseros esse aut beatos necesse est. item non possumus recte dicere nec mortales esse daemones nec aeternos. omnia namque uiuentia aut in aeternum uiuunt, aut finiunt morte quod uiuunt. iam uero iste tempore aeternos daemones dixit. quid igitur restat, nisi ut hi medii de duobus summis unum habeant et de duobus infimis alterum? nam si utraque de imis habebunt aut utraque de summis, medii non erunt, sed in alterutram partem uel resiliunt uel recumbunt. quia ergo his binis, sicut demonstratum est, carere utrisque non possunt, acceptis ex utraque parte singulis mediabuntur. ac per hoc quia de infimis habere non possunt aeternitatem, quae ibi non est, unum hoc de summis habent; et ideo non est alterum ad conplendam medietatem suam, quod de infimis habeant, nisi miseriam. est itaque secundum Platonicos sublimium deorum uel beata aeternitas uel aeterna beatitudo; hominum uero infimorum uel miseria mortalis uel mortalitas misera; daemonum autem mediorum uel misera aeternitas uel aeterna miseria. nam et quinque illis, quae in definitione daemonum posuit, non eos medios, sicut promittebat, ostendit; quoniam tria dixit eos habere nobis cum, quod genere animalia, quod mente rationalia, quod animo passiua sunt; cum dis autem unum, quod tempore aeterna; et unum proprium, quod corpore aeria. quomodo ergo medii, quando unum habent cum summis, tria cum infimis? quis non uideat relicta medietate quantum inclinentur et deprimantur ad infima? sed plane etiam ibi medii possunt ita inueniri, ut unum habeant proprium, quod est corpus aerium, sicut et illi de summis atque infimis singula propria, di corpus aetherium hominesque terrenum; duo uero communia sint omnibus, quod genere sunt animalia et mente rationalia. nam et ipse cum de dis et hominibus loqueretur: habetis, inquit, bina animalia, et non solent isti deos nisi rationales mente perhibere. duo sunt residua, quod sunt animo passiua et tempore aeterna; quorum habent unum cum infimis, cum summis alterum, ut proportionali ratione librata medietas neque sustollatur in summa, neque in infima deprimatur. ipsa est autem illa daemonum misera aeternitas uel aeterna miseria. qui enim ait animo passiua, etiam .misera. dixisset, nisi eorum cultoribus erubuisset. porro quia prouidentia summi dei, sicut etiam ipsi fatentur, non fortuita temeritate regitur mundus, numquam esset istorum aeterna miseria, nisi esset magna malitia. si igitur beati recte dicuntur eudaemones, non sunt eudaemones daemones, quos inter homines et deos isti in medio locauerunt. quis ergo est locus bonorum daemonum, qui supra homines, infra deos istis praebeant adiutorium, illis ministerium? si enim boni aeternique sunt, profecto et beati sunt. aeterna autem beatitudo medios eos esse non sinit, quia multum cum dis conparat multumque ab hominibus separat. unde frustra isti conabuntur ostendere, quomodo daemones boni, si et inmortales sunt et beati, recte medii constituantur inter deos inmortales ac beatos et homines mortales ac miseros. cum enim utrumque habeant cum dis, et beatitudinem scilicet et inmortalitatem, nihil autem horum cum hominibus et miseris et mortalibus: quomodo non potius remoti sunt ab hominibus disque coniuncti, quam inter utrosque medii constituti? tunc enim medii essent, si haberent et ipsi duo quaedam sua, non cum binis alterutrorum, sed cum singulis utrorumque communia; sicut homo medium quiddam est, sed inter pecora et angelos, ut, quia pecus est animal inrationale atque mortale, angelus autem rationale et inmortale, medius homo est, sed inferior angelis, superior pecoribus, habens cum pecoribus mortalitatem, rationem cum angelis, animal rationale mortale. ita ergo cum quaerimus medium inter beatos inmortales miserosque mortales, hoc inuenire debemus, quod aut mortale sit beatum, aut inmortale sit miserum.