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Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat (BKV)
8. Die der Geburt des Moses zeitgenössischen Könige und die damals aufgekommenen Götter.
Band 28, S. 1055Als nun über die Assyrer als vierzehnter König Saphrus herrschte und über die Sikyonier als zwölfter Orthopolis und über die Argiver als fünfter Criasus, wurde in Ägypten Moses geboren, durch den das Volk Gottes aus der ägyptischen Knechtschaft befreit wurde, deren Bedrängnisse dazu dienten, in ihm das Verlangen nach der Hilfe seines Schöpfers zu erwecken. Während der Regierung der genannten Könige hätte nach der Ansicht mancher Schriftsteller Prometheus gelebt, dem man die Bildung der Menschen aus Lehm zuschreibt, und zwar deshalb, weil er ein ganz vortrefflicher Lehrer der Weisheit gewesen sei; man vergißt dabei nur nachzuweisen, wo es denn zu seinen Zeiten Weise gegeben habe1. Sein Bruder Atlans soll ein großer Astrologe gewesen sein; daraus nahm die Fabeldichtung Anlaß, ihn das Himmelsgewölbe tragen zu lassen; freilich heißt auch ein hoher Berg Atlans, und so mag eher von dessen himmelanstrebender Höhe die Meinung vom Tragen des Himmelsgewölbes beim Volke entstanden sein. Auch sonst ist viel Fabelzeug von diesen Zeiten an bei den Griechen erdichtet worden; doch sind bis auf Kekrops, König der Athener, unter dessen Regierung die Stadt Athen ihren jetzigen Namen erhielt — seine Regierung fällt in die Zeit, da Gott durch Moses sein Volk aus Ägypten herausführte —, nur erst einige wenige Verstorbene durch den blinden und grundlosen Brauch und Aberglauben der Griechen unter die Zahl der Götter aufgenommen worden. Darunter des Königs Criasus Gemahlin Melantomice, und Phorbas, der Sohn dieser beiden, der auf seinen Vater als sechster König der Argiver folgte, und des siebenten Königs Triopas Sohn Jasus, sowie der neunte König Sthenelas oder Stheneleus oder Sthenelus; man findet den Namen verschieden geschrieben bei den einzelnen Schriftstellern. Um diese Zeit hat nach den Berichten auch Mercurius gelebt, ein Band 28, S. 1056Enkel des Atlans von seiner Tochter Maia her, wovon ja auch volkstümliches Schrifttum zu erzählen weiß. Er war berühmt als Meister vieler Künste, die er auch anderen beibrachte; dafür erklärte man ihn nach seinem Tode für einen Gott oder hielt ihn auch wirklich für einen solchen. Später als er soll Herkules gelebt haben, jedoch noch zu den Zeiten der Argiver; andere freilich lassen ihn dem Mercurius zeitlich vorangehen, mit Unrecht, wie ich glaube. Aber möge es sich mit den Geburtszeiten der beiden wie immer verhalten, bei ernst zu nehmenden Geschichtschreibern, die von diesen alten Zeiten berichten, herrscht Übereinstimmung darüber, daß sie beide Menschen waren und göttliche Ehren von den Sterblichen deshalb davongetragen haben, weil sie ihnen viele gute Dienste im Sinne einer angenehmeren Lebensführung erwiesen. Minerva dagegen reicht in viel höheres Altertum zurück als die genannten; sie soll zu den Zeiten des Ogygus an einem See, der den Namen Tritonis führt, in jungfräulichem Alter aufgetaucht sein, weshalb sie auch den Beinamen Tritonia erhielt; übrigens die Erfinderin vieler Künste und um so bereitwilliger für eine Göttin gehalten, je weniger man um ihre Herkunft wußte. Natürlich ist der vielbesungene Ursprung aus dem Haupte Jupiters in das Reich der Dichtung und Fabel zu verweisen und gehört nicht der Geschichte und Wirklichkeit an. Es sind freilich die Geschichtschreiber über die Lebenszeit des Ogygus selbst nicht einig, in die auch eine große Flut fällt, nicht die ganz große, aus der sich nur die Insassen der Arche retteten und die die heidnische Geschichte nicht kennt, weder die der Griechen noch die der Lateiner, doch aber eine größere als nachmals zur Zeit Deukalions. Varro beginnt mit Ogygus das Werk, das ich oben erwähnt habe2, und geht in der Zurückführung der römischen Geschichte auf die ersten Anfänge nicht über die Flut des Ogygus hinauf, d. i. über die zur Zeit des Ogygus hereingebrochene Flut. Dagegen unsere Schriftsteller, die Chroniken verfaßt haben, zuerst Eusebius, dann Hieronymus, die natürlich in dieser Frage sich an Band 28, S. 1057ältere Geschichtschreiber angeschlossen haben, lassen die Flut des Ogygus erst mehr als dreihundert Jahre später stattfinden unter der Regierung des zweiten Argiverkönigs Phoroneus. Aber mag sie wann immer stattgefunden haben, jedenfalls wurde Minerva als Göttin bereits verehrt, als über die Athener Kekrops herrschte, unter dem eben diese Stadt wieder erneuert oder erst gegründet worden ist laut der Berichte.
Edition
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De civitate Dei (CCSL)
Caput VIII: Quorum regum aetate Moyses natus sit, et quorum deorum eisdem temporibus sit orta religio.
Cum ergo regnaret Assyriis quartus decimus Saphrus et Sicyoniis duodecimus Orthopolis et Criasus quintus Argiuis, natus est in Aegypto Moyses, per quem populus dei de seruitute Aegyptia liberatus est, in qua eum ad desiderandum sui creatoris auxilium sic exerceri oportebat. regnantibus memoratis regibus fuisse a quibusdam creditur Prometheus, quem propterea ferunt de luto formasse homines, quia optimus sapientiae doctor fuisse perhibetur; nec tamen ostenditur, qui eius temporibus fuerint sapientes. frater eius Atlans magnus fuisse astrologus dicitur; unde occasionem fabula inuenit, ut eum caelum portare confingeret; quamuis mons eius nomine nuncupetur, cuius altitudine potius caeli portatio in opinionem uulgi uenisse uideatur. multa quoque alia ex illis in Graecia temporibus confingi fabulosa coeperunt; sed usque ad Cecropem regem Atheniensium, quo regnante eadem ciuitas etiam tale nomen accepit, et quo regnante deus per Moysen eduxit ex Aegypto populum suum, relati sunt in deorum numerum aliquot mortui caeca et uana consuetudine ac superstitione Graecorum. in quibus Criasi regis coniux Melantomice et Phorbas filius eorum, qui post patrem rex Argiuorum sextus fuit, et septimi regis Triopae filius Iasus et rex nonus Sthenelas siue Stheneleus siue Sthenelus; uarie quippe in diuersis auctoribus inuenitur. his temporibus etiam Mercurius fuisse perhibetur, nepos Atlantis ex Maia filia, quod uulgatiores etiam litterae personant. multarum autem artium peritus claruit, quas et hominibus tradidit; quo merito eum post mortem deum esse uoluerunt siue etiam crediderunt. posterior fuisse Hercules dicitur, ad ea tamen tempora pertinens Argiuorum; quamuis nonnulli eum Mercurio praeferant tempore; quos falli existimo. sed quolibet tempore nati sint, constat inter historicos graues, qui haec antiqua litteris mandauerunt, ambos homines fuisse, et quod mortalibus ad istam uitam commodius ducendam beneficia multa contulerint, honores ab eis meruisse diuinos. Minerua uero longe his antiquior; nam temporibus Ogygi ad lacum, qui Tritonis dicitur, uirginali apparuisse fertur aetate, unde et Tritonia nuncupata est; multorum sane operum inuentrix et tanto procliuius dea credita, quanto minus origo eius innotuit. quod enim de capite Iouis nata canitur, poetis et fabulis, non historiae rebusque gestis est adplicandum. quamquam Ogygus ipse quando fuerit, cuius temporibus etiam diluuium magnum factum est, non illud maximum, in quo nulli homines euaserunt, nisi qui in arca esse potuerunt, quod gentium nec Graeca nec Latina nouit historia, sed tamen maius quam postea tempore Deucalionis fuit, inter scriptores historiae non conuenit. nam Varro inde exorsus est librum, cuius mentionem superius feci, et nihil sibi, ex quo perueniat ad res Romanas, proponit antiquius quam Ogygi diluuium, hoc est Ogygi factum temporibus. nostri autem qui chronica scripserunt, prius Eusebius, post Hieronymus, qui utique praecedentes aliquos historicos in hac opinione secuti sunt, post annos amplius quam trecentos iam secundo Argiuorum Phoroneo rege regnante Ogygi diluuium fuisse commemorant. sed quolibet tempore fuerit, iam tamen Minerua tamquam dea colebatur regnante Atheniensibus Cecrope, sub quo rege etiam ipsam uel instauratam ferunt uel conditam ciuitatem.