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Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat (BKV)
29. Die Art und Weise des Schauens, womit in der jenseitigen Welt die Heiligen Gott schauen werden.
Nun wollen wir aber, so weit es Gottes Hilfe ermöglicht, untersuchen, was die Heiligen in ihrem unsterblichen und geistigen Leibe tun werden, wenn ihr Fleisch nicht mehr fleischlich, sondern geistig lebt. Allerdings, wenn ich die Wahrheit sagen soll, ich weiß es nicht, welcher Art ihr Tun oder vielmehr ihre Ruhe und Muße sein wird. Ich habe es ja nie mit leiblichen Sinnen wahrgenommen. Behaupte ich aber, ich hätte es mit dem Geiste oder genauer mit rein geistiger Erkenntnis wahrgenommen: ach, wie völlig unzulänglich ist unsere Erkenntnis gegenüber solch überschwenglicher Herrlichkeit! Denn dort herrscht der Friede Gottes, der nach dem Wort des Apostels1 über allem Erkennen steht; über wessen Erkennen sonst als über dem unseren? Oder vielleicht auch über dem der heiligen Engel? Jedenfalls nicht über dem Gottes. Sicher werden also die Heiligen, wenn sie im Frieden Gottes leben werden, in einem Frieden leben, der über allem Erkennen steht. Daß er über dem unserigen steht, ist kein Zweifel; wenn aber der Apostel, der ja von jeglichem Erkennen spricht, auch das der Band 28, S. 1463Engel mit einschließen wollte, so müssen wir den Ausspruch in dem Sinne nehmen, daß mit dem Frieden Gottes der gemeint ist, in welchem Gott selbst gefriedet ist; den können weder wir noch irgendein Engel so kennen, wie Gott ihn kennt. Er steht also über allem Erkennen, das eigene natürlich ausgenommen. Da jedoch auch wir nach unserer Art teilhaft geworden sind des Friedens Gottes und demnach einen höchsten Frieden in uns, untereinander und mit Gott kennen, soweit bei uns von einem höchsten Frieden die Rede sein kann, so kennen auch die Engel den Frieden Gottes auf solche Weise nach ihrer Art; jedoch die Menschen gegenwärtig viel unvollkommener, mögen sie auch noch so fortgeschrittenen Geistes sein. Man darf sich ja nur vor Augen halten, welch großer Geistesmann es war, der da sagte2: „Stückwerk ist unser Erkennen, Stückwerk unser Weissagen, bis die Vollendung kommt“, und3: „Jetzt schauen wir alles wie in einem Spiegel in rätselhafter Gestalt, dann aber von Angesicht zu Angesicht.“ Auf solche Weise schauen bereits die heiligen Engel, und sie nennt man auch unsere Engel, weil wir, der Macht der Finsternis entrissen und mit dem Unterpfand des Geistes in Christi Reich versetzt, schon angefangen haben, zu diesen Engeln zu gehören, mit denen wir nichts Geringeres als die heilige und süßeste Gottesstadt bilden werden, über die ich nun schon so viele Bücher geschrieben habe. Gerade so gut sind unsere Engel die Engel, die Gottes sind, wie Gottes Gesalbter unser Christus ist. Gottes sind sie, weil sie Gott nicht verlassen haben; die unseren sind sie, weil sie uns zu Mitbürgern zu haben begonnen haben. Nun sagt aber der Herr Jesus4: „Verachtet mir nur keinen von diesen Kleinen. Ich sage euch, ihre Engel im Himmel schauen immerdar das Angesicht meines Vaters, der im Himmel ist.“ Wie also sie schauen, so werden auch wir schauen; jedoch einstweilen schauen wir noch nicht so. Deshalb sagt der Apostel, wie ich eben angeführt habe: „Jetzt schauen wir alles wie in Band 28, S. 1464einem Spiegel in rätselhafter Gestalt, dann aber von Angesicht zu Angesicht.“ Als Lohn des Glaubens also ist uns dieses Schauen vorbehalten, von dem auch der Apostel Johannes redet mit den Worten5: „Wenn er erscheint, werden wir ihm gleich sein, weil wir ihn schauen werden, wie er ist.“ Unter Gottes Angesicht aber haben wir seine Selbstoffenbarung zu verstehen, nicht ein Glied von der Art, wie wir eines an unserem Leibe haben, das wir so benennen.
Wenn man mich also fragt, was die Heiligen in ihrem geistigen Leibe tun, so sage ich nicht, was ich schon schaue, sondern ich sage, was ich glaube; und damit befinde ich mich in Übereinstimmung mit dem Psalmworte6: „Ich habe geglaubt, darum habe ich gesprochen.“ Ich sage also: Sie werden Gott schauen, und zwar in ihrem Leibe; ob jedoch durch ihren Leib, so wie wir hienieden durch den Leib Sonne, Mond, Sterne, Meer und die Erde schauen und was darauf ist, das ist eine Frage, die sich nicht so einfach entscheiden läßt7. Es klingt nämlich hart zu sagen, daß der Leib der Heiligen von einer Beschaffenheit sein werde, die es ihnen nicht gestatte, die Augen nach Belieben zu schließen und offen zu halten; es klingt aber noch härter zu sagen, daß man dort Gott nicht schauen wird, wenn man die Augen schließt. Sah doch der Prophet Elisäus8 trotz leiblicher Abwesenheit seinen Diener Giezi von dem Syrer Naaman, den der Prophet vom verunstaltenden Aussatz befreit hatte, Geschenke annehmen, was der nichtsnutzige Knecht, weil es sein Herr nicht sah, unbemerkt getan zu haben vermeinte; um wieviel mehr werden in jenem geistigen Leibe die Heiligen alles sehen, nicht nur bei geschlossenen Augen, auch bei leiblicher Abwesenheit! Da wird ja jene Vollendung statthaben, von der der Apostel spricht mit den Worten9: „Stückwerk ist unser Erkennen, Stückwerk unser Weissagen; kommt dann die Vollendung, hat das Stückwerk ein Ende.“ Und weiter Band 28, S. 1465fügt er dann bei, um an einem Gleichnis nach Möglichkeit klar zu machen, welch ein Unterschied obwaltet zwischen dem künftigen Leben und dem gegenwärtigen, und zwar nicht etwa nur des Durchschnittsmenschen, sondern auch solcher, die hienieden durch hervorragende Heiligkeit ausgezeichnet sind10: „Als ich ein Kind war, empfand ich wie ein Kind, redete wie ein Kind, urteilte wie ein Kind; nun ich Mann geworden, habe ich das kindische Wesen abgetan. Jetzt schauen wir alles in einem Spiegel in rätselhafter Gestalt, dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich stückweise, dann aber werde ich durchschauen, so wie ich auch durchschaut bin.“ Wenn also in diesem Leben, wo sich das Fernschauen wunderbegabter Männer zu dem jenseitigen Leben verhält wie das Leben eines Kindes zu dem des Mannes in der Altersblüte, wenn da gleichwohl Elisäus seinen Knecht Geschenke annehmen sah, während er selbst nicht dabei war, werden dann etwa, wenn die Vollendung eingetreten ist und kein vergänglicher Leib mehr die Seele belastet11, sondern ein unvergänglicher alle Hindernisse abstreift, werden da, sage ich, die Heiligen leiblicher Augen bedürfen, um zu sehen, was zu sehen ist, während Elisäus solcher in seiner Abwesenheit nicht bedurfte, um seinen Knecht zu sehen? Nach der Übersetzung der siebzig Dolmetscher hat er nämlich an Giezi folgende Worte gerichtet12: „Ist nicht mein Herz mit dir gegangen, als sich der Mann von seinem Wagen aus dir zuwandte und du Geld angenommen hast?“ usw.; oder, wie der Priester Hieronymus nach dem hebräischen Text übersetzte: „War nicht mein Herz zugegen, als sich der Mann von seinem Wagen zurückwandte zu dir hin?“ Mit seinem Herzen also, sagt der Prophet, hat er es gesehen, selbstverständlich durch wunderbares Eingreifen Gottes. Wieviel reichlicher jedoch werden im Jenseits alle an solcher Gabe Überfluß haben, wenn Gott alles in allem sein wird!13 Band 28, S. 1466Gleichwohl werden auch die leiblichen Augen ihre Aufgabe haben und sich an ihrer Stelle befinden, und der Geist wird sich ihrer bedienen durch den geistigen Leib. Es hat ja auch der Prophet deshalb, weil er ihrer nicht bedurfte, um einen Abwesenden zu sehen, doch nicht unterlassen, sich ihrer zum Schauen von Gegenwärtigem zu bedienen; dies aber hätte er bei geschlossenen Augen auch sehen können mit dem Geiste, so gut als er Abwesendes sah, bei dem er seine Augen nicht hatte. Es kann also keine Rede davon sein, daß die Heiligen im jenseitigen Leben Gott bei geschlossenen Augen nicht schauen würden, den sie im Geiste immerdar schauen.
Allein die Frage ist die, ob sie ihn auch mit den leiblichen Augen, wenn sie sie offen haben, schauen werden. Wenn nämlich im geistigen Leibe die natürlich ebenfalls geistigen Augen nicht mehr vermögen als die Augen, wie wir sie jetzt haben, so kann man mit ihnen ohne Zweifel Gott nicht schauen. Sie werden also eine ganz andere Sehkraft haben, wenn man mit ihnen jene unkörperhafte Natur schauen kann, die nicht räumlich begrenzt wird, sondern überall ganz anwesend ist. Wir sagen freilich, Gott sei im Himmel und Gott sei auf Erden [er selbst sagt ja durch den Mund des Propheten14: „Ich erfülle Himmel und Erde“]; aber damit wollen wir nicht sagen, daß ein Teil von ihm im Himmel sei und ein Teil auf Erden; vielmehr ist er ganz im Himmel und ganz auf Erden, nicht zu verschiedenen Zeiten, sondern beides zu gleicher Zeit, was keiner körperhaften Natur möglich ist. Also müßte eine erhöhte Kraft den Augen im Jenseits eigen sein, die sich aber nicht äußert in einer Schärfung des Sehvermögens noch über das gewisser Arten von Schlangen und Adlern hinaus [denn bei aller Sehschärfe vermögen auch sie nichts anderes als Körperhaftes zu sehen], sondern in der Befähigung zum Schauen auch des Unkörperhaften. Und vielleicht ist eine so gewaltige Sehkraft einmal auch vorübergehend in diesem sterblichen Leibe den Augen des heiligen Mannes Job verliehen worden, als er zu Gott sprach15: Band 28, S. 1467„Mit des Ohres Hören vernahm ich dich zuvor, jetzt aber schaut dich mein Auge; darum komme ich mir ganz klein vor und zergehe und erachte mich für Staub und Asche“; man kann indes hier gerade so gut auch das Auge des Herzens verstehen, wie der Apostel einmal ausdrücklich von diesen Augen spricht16: „Die Augen eures Herzens erleuchtet“ zu halten. Daß jedoch mit diesem Seelenauge Gott geschaut wird im Jenseits, daran zweifelt ja kein Christ, der gläubig hinnimmt, was der göttliche Lehrmeister sagt17: „Selig, die eines reinen Herzens sind; denn sie werden Gott schauen.“ Vielmehr dreht sich die Frage darum, ob er dort auch mit den leiblichen Augen geschaut wird.
Die einschlägigen Schriftstellen sind nicht entscheidender Art. Wenn es zum Beispiel heißt18: „Und es wird alles Fleisch das Heil von Gott schauen“, so läßt sich das ohne Schwierigkeit so verstehen, als ob es hieße: „Und es wird jeder Mensch den Gesalbten des Herrn schauen“, der aber eben im Leibe geschaut worden ist und im Leibe geschaut werden wird, wenn er die Lebendigen und die Toten richten wird. Denn daß er das Heil von Gott ist, dafür tritt eine Reihe anderer Schriftzeugnisse ein; besonders deutlich sprechen es die Worte des ehrwürdigen Greises Simeon aus, der, als er das Christkind auf seine Arme nahm, ausrief19: „Nun entläßt Du, Herr, Deinen Diener Deinem Worte gemäß in Frieden, weil meine Augen Dein Heil geschaut haben.“ Auch die Worte des oben erwähnten Job, wie sie in den aus dem hebräischen Text geflossenen Übersetzungen lauten20: „Und in meinem Fleische werde ich Gott schauen“, sind ohne Zweifel eine Vorhersage der Auferstehung des Fleisches, aber sie lauten nicht: „Mit meinem Fleische.“ Und selbst wenn es so hieße, könnten die Worte auf Christus-Gott bezogen werden, der mit dem Fleische im Fleische geschaut werden wird; so aber, wie sie lauten, nämlich: „In meinem Fleische werde ich Gott schauen“, Band 28, S. 1468können sie auch so verstanden werden, als wenn da stünde: „In meinem Fleische werde ich sein, wenn ich Gott schauen werde.“ Ebensowenig nötigt die Wendung, die der Apostel gebraucht21: „Von Angesicht zu Angesicht“ zu der Annahme, daß wir mit unserem leiblichen Angesicht, worin sich die leiblichen Augen befinden, Gott schauen werden, den wir mit dem Geiste ohne Unterlaß schauen werden. Denn gäbe es nicht auch ein Angesicht des inneren Menschen, so würde derselbe Apostel nicht sagen22: „Wir aber spiegeln mit unverhülltem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn und werden so in sein Ebenbild verwandelt von Herrlichkeit zu Herrlichkeit, wie vom Geiste des Herrn.“ Und darauf beziehen wir ebenso auch den Psalmvers23: „Tretet hin zu ihm und laßt euch erleuchten, so wird euer Antlitz nicht erröten.“ Durch den Glauben ja tritt man hin zu Gott, und der Glaube ist bekanntlich Sache des Herzens, nicht des Leibes. Weil wir jedoch nicht wissen, wie nahen Zutritt der geistige Leib haben wird [wir sprechen ja von etwas, was wir nicht aus Erfahrung kennen], so kann es, da uns in dieser Frage keine unzweideutige Schriftstelle begegnet und zu Hilfe kommt, nicht ausbleiben, daß es uns geht, wie es im Buche der Weisheit heißt24: „Die Gedanken der Sterblichen sind unentschieden und unsicher unsere Vorberechnungen.“
Freilich die Philosophen halten sich an ihre Vernunftschlüsse und beweisen haarscharf, daß Übersinnliches mit dem geistigen Auge und Sinnliches, d. i. Körperhaftes, mit dem leiblichen Sinne wahrgenommen werde, und zwar so, daß der Geist weder Übersinnliches mittels des Körpers noch Körperhaftes unmittelbar durch sich zu schauen imstande sei; könnten wir dessen völlig gewiß sein, so wäre sofort auch gewiß, daß Gott mit den Augen auch des geistigen Leibes nicht geschaut werden könne. Aber über solche Vernünftelei geht die wirkliche Vernunft und die maßgebende prophetische Erleuchtung lächelnd hinweg. Wer möchte sich von der Wahrheit so Band 28, S. 1469weit entfernen, daß er zu sagen wagte, Gott wisse nicht um die körperhaften Dinge? Hat er also einen Leib, mittels dessen Augen er sich davon Kenntnis zu verschaffen in der Lage ist? Zeigt ferner nicht das Beispiel des Propheten Elisäus deutlich genug, daß man auch mit dem Geiste ohne Vermittlung durch den Leib Körperhaftes schauen könne? Das Entgegennehmen von Geschenken seitens des Dieners war doch wohl ein körperhaftes Begebnis; und gleichwohl hat es der Prophet nicht mittels des Leibes, sondern mittels des Geistes wahrgenommen. Es steht also fest, daß man Körperhaftes durch den Geist wahrnimmt; warum sollte nicht ebenso die Fähigkeit des geistigen Leibes so weit gehen, daß man mit dem Leib auch Geistiges wahrnimmt? Denn ein Geist ist Gott. Sodann kennt zwar jeder das eigene Leben, kraft dessen man hienieden im Leibe lebt und diese irdischen Glieder munter und frisch erhält, durch den inneren Sinn, nicht durch Vermittlung der leiblichen Augen; dagegen das Leben anderer sieht man durch Vermittlung des Leibes, trotzdem es unsichtbar ist. Denn woran sonst unterscheiden wir lebende Körper von leblosen als daran, daß wir die Körper und ihr Leben in einem schauen, also auch das Leben nur mittels des Leibes? Aber Leben ohne Körper sehen wir mit den leiblichen Augen nicht.
Daher werden wir möglicherweise, ja sehr wahrscheinlich im Jenseits das Körperhafte der Welt an dem neuen Himmel und der neuen Erde in der Weise schauen, daß wir Gott den Allgegenwärtigen und den Lenker des Alls, auch des körperhaften, mittels der Körper, die wir tragen werden, und derer, die wir überall erblicken werden, wohin wir die Augen wenden, in hellster Klarheit schauen, nicht so, wie wir jetzt etwas von seinem unsichtbaren Wesen mittels des Erschaffenen im Geiste schauen wie durch einen Spiegel in rätselhafter Gestalt und stückweise25, wobei in uns der Glaube, womit wir es annehmen, kräftiger wirkt als der äußere Anschein der körperhaften Dinge, den wir mittels der leiblichen Augen wahrnehmen. Ich will die Sache durch einen Band 28, S. 1470Vergleich klarer zu machen suchen: Wir leben unter lebenden und Lebenstätigkeit entfaltenden Menschen; sobald wir sie erblicken, glauben wir nicht erst, sondern sehen wir, daß sie leben, obwohl ihr Leben getrennt von ihren Leibern nicht sichtbar ist für uns, so unzweifelhaft wir es an ihnen durch Vermittlung der Leiblichkeit erblicken; auf ähnliche Art werden wir, wo immer wir das geistige Auge unseres Leibes umherschweifen lassen, die unkörperhafte Gottheit, die alles leitet, auch durch Vermittlung der Leiblichkeit erschauen. Man wird also entweder mittels jener geistigen Augen Gott dadurch schauen, daß sie in ihrer Vorzüglichkeit etwas Geistartiges haben, das sie instand setzt, auch eine körperlose Natur zu schauen; diese Annahme läßt sich jedoch schwer oder gar nicht durch Beispiele oder Schriftzeugnisse belegen; oder — und das ist leichter zu begreifen — Gott wird uns in der Art kund sein und vor Augen stehen, daß er von jedem von uns mit dem Geist geschaut wird in jedem von uns, geschaut von einem im anderen, geschaut von jedem in sich, geschaut im neuen Himmel und auf der neuen Erde und überhaupt in jedem Geschöpf, das es alsdann gibt, geschaut auch mittels der Leiblichkeit in allem Körperhaften, wohin immer die Augen des geistigen Leibes im Bereich ihrer Sehkraft sich richten werden. Auch unsere Gedanken werden uns gegenseitig offen daliegen26. Denn nun wird sich erfüllen, was der Apostel im unmittelbaren Anschluß an die Worte27: „Richtet nicht vor der Zeit“ gesagt hat: „Ehe der Herr kommt, der auch die geheimen Winkel der Finsternis durchleuchten und die Gedanken des Herzens offenbar machen wird; und dann wird jedem sein Lob von Gott werden.“
Phil. 4, 7. ↩
1 Kor. 13, 9 f. ↩
Ebd. 13, 12. ↩
Matth. 18, 10. ↩
1 Joh. 3, 2. ↩
Ps. 115, 10. ↩
Vgl. Augustini Retract. Cap. 67 ↩
Vgl. 4 Kön. 5, 26. ↩
1 Kor. 13, 9 f. ↩
1 Kor. 13, 11 f. ↩
Vgl. Weish. 9, 15. ↩
4 Kön. 5, 26. ↩
Vgl. 1 Kor. 15, 28. ↩
Jerem. 23, 24. ↩
Job 42, 5 f. ↩
Eph. 1, 18. ↩
Matth 5, 8. ↩
Luk. 3, 6. ↩
Luk. 2, 29 f. ↩
Job 19, 26. ↩
1 Kor. 13, 12. ↩
2 Kor. 3, 18. ↩
Ps. 33, 6. ↩
Weish. 9, 14. ↩
Vgl. Röm. 1, 20 und 1 Kor. 13, 12. ↩
Vgl. Augustini Retract. c. 25, 48. ↩
1 Kor. 4, 5. ↩
Edition
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De civitate Dei (CCSL)
Caput XXIX: De qualitate uisionis, qua in futuro saeculo sancti deum uidebunt.
Nunc iam quid acturi sint in corporibus inmortalibus atque spiritalibus sancti, non adhuc eorum carne carnaliter, sed spiritaliter iam uiuente, quantum dominus dignatur adiuuare uideamus. et illa quidem actio uel potius quies atque otium quale futurum sit, si uerum uelim dicere, nescio. non enim hoc umquam per sensus corporis uidi. si autem mente, id est intellegentia, uidisse me dicam, quantum est aut quid est nostra intellegentia ad illam excellentiam? ibi est enim pax dei, quae, sicut ait apostolus, superat omnem intellectum; quem nisi nostrum, aut fortasse etiam sanctorum angelorum? non enim et dei. si ergo sancti in dei pace uicturi sunt, profecto in ea pace uicturi sunt, quae superat omnem intellectum. quoniam nostrum quidem superat, non est dubium; si autem superat et angelorum, ut nec ipsos excepisse uideantur, qui ait omnem intellectum, secundum hoc dictum esse debemus accipere, quia pacem dei, qua deus ipse pacatus est, sicut deus nouit, non eam nos sic possumus nosse nec ulli angeli. superat itaque omnem intellectum, non dubium quod praeter suum. sed quia et nos pro modo nostro pacis eius participes facti summam in nobis atque inter nos et cum ipso pacem, quantum nostrum summum est, obtinebimus, isto modo pro suo modo sciunt eam sancti angeli; homines autem nunc longe infra, quantumlibet prouectu mentis excellant. considerandum est enim quantus uir dicebat: ex parte scimus et ex parte prophetamus, donec ueniat quod perfectum est; et: uidemus nunc per speculum in aenigmate, tunc autem facie ad faciem. sic iam uident sancti angeli, qui etiam nostri angeli dicti sunt, quia eruti de potestate tenebrarum et accepto spiritus pignore translati ad regnum Christi ad eos angelos iam coepimus pertinere, cum quibus nobis erit sancta atque dulcissima, de qua iam tot libros scripsimus, dei ciuitas ipsa communis. sic sunt ergo angeli nostri, qui sunt angeli dei, quemadmodum Christus dei Christus est noster. dei sunt, quia deum non reliquerunt; nostri sunt quia suos ciues nos habere coeperunt. dixit autem dominus Iesus: uidete ne contemnatis unum de pusillis istis. dico enim uobis, quia angeli eorum in caelis semper uident faciem patris mei, qui in caelis est. sicut ergo illi uident, ita et nos uisuri sumus; sed nondum ita uidemus. propter quod ait apostolus, quod paulo ante dixi: uidemus nunc per speculum in aenigmate, tunc autem facie ad faciem. praemium itaque fidei nobis uisio ista seruatur, de qua et Iohannes apostolus loquens: cum apparuerit, inquit, similes ei erimus, quoniam uidebimus eum sicuti est. facies autem dei manifestatio eius intellegenda est, non aliquod tale membrum, quale nos habemus in corpore atque isto nomine nuncupamus. quapropter cum ex me quaeritur, quid acturi sint sancti in illo corpore spiritali, non dico quod iam uideo, sed dico quod credo, secundum illud quod in psalmo lego: credidi, propter quod locutus sum. dico itaque: uisuri sunt deum in ipso corpore; sed utrum per ipsum, sicut per corpus nunc uidemus solem, lunam, stellas, mare ac terram et quae sunt in ea, non parua quaestio est. durum est enim dicere, quod sancti talia corpora tunc habebunt, ut non possint oculos claudere atque aperire cum uolent; durius autem, quod ibi deum, quisquis oculos clauserit, non uidebit. si enim propheta Helisaeus puerum suum Giezi absens corpore uidit accipientem munera, quae dedit ei Naeman Syrus, quem propheta memoratus a leprae deformitate mundauerat, quod seruus nequam domino suo non uidente latenter se fecisse putauerat, quanto magis in illo corpore spiritali uidebunt sancti omnia, non solum si oculos claudant, uerum etiam unde sunt corpore absentes. tunc enim erit perfectum illud, de quo loquens apostolus: ex parte, inquit, scimus et ex parte prophetamus; cum autem uenerit quod perfectum est, quod ex parte est euacuabitur. deinde ut quomodo posset aliqua similitudine ostenderet, quantum ab illa quae futura est distet haec uita, non qualiumcumque hominum, uerum etiam qui praecipua hic sanctitate sunt praediti: cum essem, inquit, paruulus, quasi paruulus sapiebam, quasi paruulus loquebar, quasi paruulus cogitabam; cum autem factus sum uir, euacuaui ea quae paruuli erant. uidemus nunc per speculum in aenigmate, tunc autem facie ad faciem. nunc scio ex parte, tunc autem cognoscam sicut et cognitus sum. si ergo in hac uita, ubi hominum mirabilium prophetia ita conparanda est illi uitae, quasi paruuli ad iuuenem, uidit tamen Helisaeus accipientem munera seruum suum, ubi ipse non erat: ita ne cum uenerit quod perfectum est, nec iam corpus corruptibile adgrauabit animam, sed incorruptibile nihil inpediet, illi sancti ad ea, quae uidenda sunt, oculis corporeis, quibus Helisaeus absens ad seruum suum uidendum non indiguit, indigebunt? nam secundum interpretes septuaginta ista sunt ad Giezi uerba prophetae: nonne cor meum iit te cum, quando conuersus est uir de curru suo in obuiam tibi et accepisti pecuniam? et cetera; sicut autem ex Hebraeo interpretatus est presbyter Hieronymus: nonne cor meum, inquit, in praesenti erat, quando reuersus est homo de curru suo in occursum tui? corde suo ergo se dixit hoc uidisse propheta, adiuto quidem mirabiliter nullo dubitante diuinitus. sed quanto amplius tunc omnes munere isto abundabunt, cum deus erit omnia in omnibus. habebunt tamen etiam illi oculi corporei officium suum et in loco suo erunt, uteturque illis spiritus per spiritale corpus. neque enim et ille propheta, quia non eis indiguit ut uideret absentem, non eis usus est ad uidenda praesentia; quae tamen spiritu uidere posset, etiamsi illos clauderet, sicut uidit absentia, ubi cum eis ipse non erat. absit ergo, ut dicamus illos sanctos in illa uita deum clausis oculis non uisuros, quem spiritu semper uidebunt. sed utrum uidebunt et per oculos corporis cum eos apertos habebunt, inde quaestio est. si enim tantum poterunt in corpore spiritali eo modo utique etiam ipsi oculi spiritales, quantum possunt isti quales nunc habemus, procul dubio per eos deus uideri non poterit. longe itaque alterius erunt potentiae, si per eos uidebitur incorporea illa natura, quae non continetur loco, sed ubique tota est. non enim quia dicimus deum et in caelo esse et in terra - ipse quippe ait per prophetam: caelum et terram ego inpleo - , aliam partem dicturi sumus eum in caelo habere et in terra aliam; sed totus in caelo est, totus in terra, non alternis temporibus, sed utrumque simul, quod nulla natura corporalis potest. uis itaque praepollentior oculorum erit illorum, non ut acrius uideant, quam quidam perhibentur uidere serpentes uel aquilae - quantalibet enim acrimonia cernendi eadem quoque animalia nihil aliud possunt uidere quam corpora - , sed ut uideant et incorporalia. et fortasse ista uirtus magna cernendi data fuerit ad horam etiam in isto mortali corpore oculis sancti uiri Iob, quando ait ad deum: in obauditu auris audiebam te prius, nunc autem oculus meus uidet te; propterea despexi me met ipsum et distabui et existimaui me terram et cinerem; quamuis nihil hic prohibeat oculum cordis intellegi, de quibus oculis ait apostolus: inluminatos oculos habere cordis uestri. ipsis autem uideri deum, cum uidebitur, Christianus ambigit nemo, qui fideliter accipit, quod ait deus ille magister: beati mundi corde, quoniam ipsi deum uidebunt. sed utrum etiam corporalibus ibi oculis uideatur, hoc in ista quaestione uersamus. illud enim quod scriptum est: et uidebit omnis caro salutare dei, sine ullius nodo difficultatis sic intellegi potest, ac si dictum fuerit: et uidebit omnis homo Christum dei, qui utique in corpore uisus est et in corpore uidebitur, quando uiuos et mortuos iudicabit. quod autem ipse sit salutare dei, multa sunt et alia testimonia scripturarum; sed euidentius uenerandi illius senis Symeonis uerba declarant, qui, cum infantem Christum accepisset in manus suas: nunc, inquit, dimittis, domine, seruum tuum secundum uerbum tuum in pace, quoniam uiderunt oculi mei salutare tuum. illud etiam, quod ait supra memoratus Iob, sicut in exemplaribus, quae ex Hebraeo sunt, inuenitur: et in carne mea uidebo deum, resurrectionem quidem carnis sine dubio prophetauit, non tamen dixit: per carnem meam. quod quidem si dixisset, posset deus Christus intellegi, qui per carnem in carne uidebitur; nunc uero potest et sic accipi: in carne mea uidebo deum, ac si dixisset: in carne mea ero, cum uidebo deum. et illud, quod ait apostolus: facie ad faciem, non cogit ut deum per hanc faciem corporalem, ubi sunt oculi corporales, nos uisuros esse credamus, quem spiritu sine intermissione uidebimus. nisi enim esset etiam interioris hominis facies, non diceret idem apostolus: nos autem reuelata facie gloriam domini speculantes in eandem imaginem transformamur, de gloria in gloriam, tamquam a domini spiritu; nec aliter intellegimus et quod in psalmo canitur: accedite ad eum et inluminamini, et facies uestrae non erubescent. fide quippe acceditur ad deum, quam cordis constat esse, non corporis. sed quia spiritale corpus nescimus quantos habebit accessus - de re quippe inexperta loquimur - , ubi aliqua, quae aliter intellegi nequeat, diuinarum scripturarum non occurrit et succurrit auctoritas, necesse est ut contingat in nobis quod legitur in libro Sapientiae: cogitationes mortalium timidae et incertae prouidentiae nostrae. ratiocinatio quippe illa philosophorum, qua disputant ita mentis adspectu intellegibilia uideri et sensu corporis sensibilia, id est corporalia, ut nec intellegibilia per corpus nec corporalia per se ipsam mens ualeat intueri, si posset nobis esse certissima, profecto certum esset per oculos corporis etiam spiritalis nullo modo posse uideri deum. sed istam ratiocinationem et uera ratio et prophetica inridet auctoritas. quis enim ita sit auersus a uero, ut dicere audeat deum corporalia ista nescire? numquid ergo corpus habet, per cuius oculos ea possit addiscere? deinde quod de propheta Helisaeo paulo ante diximus, nonne satis indicat etiam spiritu, non per corpus, corporalia posse cerni? quando enim seruus ille munera accepit, utique corporaliter gestum est; quod tamen propheta non per corpus, sed per spiritum uidit. sicut ergo constat corpora uideri spiritu, quid si tanta erit potentia spiritalis corporis, ut corpore uideatur et spiritus? spiritus enim est deus. deinde uitam quidem suam, qua nunc uiuit in corpore et haec terrena membra uegetat facitque uiuentia, interiore sensu quisque, non per corporeos oculos nouit; aliorum uero uitas, cum sint inuisibiles, per corpus uidet. nam unde uiuentia discernimus a non uiuentibus corpora, nisi corpora simul uitasque uideamus, quas nisi per corpus uidere non possumus? uitas autem sine corporibus corporeis oculis non uidemus. quamobrem fieri potest ualdeque credibile est sic nos esse uisuros mundana corpora tunc caeli noui et terrae nouae, ut deum ubique praesentem et uniuersa etiam corporalia gubernantem per corpora quae gestabimus et quae conspiciemus, quaquauersum oculos duxerimus, clarissima perspicuitate uideamus, non sicut nunc inuisibilia dei per ea, quae facta sunt, intellecta conspiciuntur per speculum in aenigmate et ex parte, ubi plus in nobis ualet fides, qua credimus, quam rerum corporalium species, quam per oculos cernimus corporales. sed sicut homines, inter quos uiuentes motusque uitales exserentes uiuimus, mox ut adspicimus, non credimus uiuere, sed uidemus, cum eorum uitam sine corporibus uidere nequeamus, quam tamen in eis per corpora remota omni ambiguitate conspicimus, ita quacumque spiritalia illa lumina corporum nostrorum circumferemus, incorporeum deum omnia regentem etiam per corpora contuebimur. aut ergo sic per illos oculos uidebitur deus, ut aliquid habeant in tanta excellentia menti simile, quo et incorporea natura cernatur, quod ullis exemplis siue scripturarum testimoniis diuinarum uel difficile est uel inpossibile ostendere; aut, quod est ad intellegendum facilius, ita deus nobis erit notus atque conspicuus, ut uideatur spiritu a singulis nobis in singulis nobis, uideatur ab altero in altero, uideatur in se ipso, uideatur in caelo nouo et terra noua atque in omni, quae tunc fuerit, creatura, uideatur et per corpora in omni corpore, quocumque fuerint spiritalis corporis oculi acie perueniente directi. patebunt etiam cogitationes nostrae inuicem nobis. tunc enim inplebitur, quod apostolus, cum dixisset: nolite ante tempus iudicare quidquam, mox addidit: donec ueniat dominus, et inluminabit abscondita tenebrarum et manifestabit cogitationes cordis, et tunc laus erit unicuique a deo.