1. Die Häresie wird mit der Schlange der Dichter verglichen.
S. 436 Es erzählen die Fabeln der Dichter, daß einer Schlange für abgeschnittene Köpfe mehrere wuchsen und sie durch ihren Verlust größer wurde, so daß in einem neuen und unerhörten Wunder diesem durch seinen Tod vermehrten Ungeheuer der Verlust zu einer Art des Gewinnes wurde, weil eben, was immer das Eisen des Schneidenden trennte, durch eine verschwenderische Fruchtbarkeit sich ganz wieder erzeugte, bis endlich Einer, der das angefangene Abschneiden mit heisser Mühe verfolgte, nachdem seine Kraft so oft in erfolgloser Arbeit vergeblich gewesen war, die Kriegerstärke mit kluger Geschicklichkeit ausrüstete. Er wandte, wie man erzählt, Feuer an, schnitt den vielfachen Nachwuchs des merkwürdigen Körpers mit glühendem Schwerte ab, und als er so durch Verbrennung des innersten Markes die unnachgiebigen Quellen der schändlichen Fruchtbarkeit S. 437 verbrannt hatte, da hörte endlich die ungeheuerliche Erzeugung auf. So haben nun die Häresieen in den Kirchen eine Ähnlichkeit mit jener Schlange, welche die Poeten in ihren Dichtungen erfunden haben; denn auch sie zischen gegen uns mit thierischen Zungen, auch sie spritzen ein tödtliches Gift aus, auch sie erzeugen sich nach abgeschnittenen Köpfen auf’s Neue. Aber weil bei dem Wiederaufleben der Krankheit die Medicin nicht fehlen darf, so muß auch der Heilversuch um so eifriger sein, je schwerer die Krankheit ist; denn der Herr unser Gott ist mächtig genug, daß bei den wilden Thieren der Kirche die Wahrheit Das thue, was heidnischer Wahn über den Tod jener Schlange erdichtet hat, und daß das feurige Schwert des hl. Geistes bei Vertilgung der neuen Häresie das Mark der verderblichen Zeugungskraft so vollständig versenge, daß endlich die verschwenderische Fruchtbarkeit durch die Vernichtung der QuelIen zu gebären aufhöre.
