6. Die übereinstimmende Lehre der Katholiken ist als der rechte Glaube anzunehmen.
S. 447 Dieses sein Bekenntniß nun, also den Glauben aller Katholiken haben denn auch alle Bischöfe Afrikas, von wo aus er schrieb, und alle Bischöfe Galliens, an welche er schrieb, gebilligt. Und überhaupt gab es noch Keinen, welchem dieser Glaube mißfiel, ohne daß er sich gegen die Gläubigkeit versündigt hätte, da es doch wohl offen gestandene Gottlosigkeit ist, die bewährte Gottesverehrung zu verwerfen. Es müßte nun eigentlich zur Widerlegung der Häresie schon die allgemeine Übereinstimmung hinreichen, weil ja das Ansehen Aller die Wahrheit unzweifelhaft macht und ein vollkommener Beweisgrund da ist, wo Niemand widerspricht, so daß, wenn Jemand anders zu meinen sucht, gleich im ersten Augenblick nicht seine Behauptung zu hören, sondern seine Verkehrtheit zu verwerfen ist, weil Derjenige schon im Voraus das Urtheil der Verdammung mit sich bringt, welcher die allgemeine Entscheidung angreift, und der kein Recht auf Gehör besitzt, welcher das von Allen Bestimmte zerstört. Denn wenn einmal die Wahrheit von Allen bekräftigt ist, so muß, was immer dagegen andringt, gerade deßhalb sogleich als falsch erkannt werden, weil es (jener) Wahrheit widerspricht. Und so gehört es sich also, daß für einen Solchen zum Urtheil der Verwerfung schon allein hinreiche, von der Entscheidung der Wahrheit abgewichen zu sein. Weil aber eine vernünftige Besprechung ja nicht gegen die Vernunft ist und immer eine hin- und hergeschwungene Wahrheit mehr glänzt; weil es ferner besser ist, wenn Irrende durch heilsame Unterredung gebessert, als wenn sie durch strenge Verurtheilung gestraft werden; so müssen wir, so viel an uns liegt, mit Gottes Hilfe die alte Häresie an den neuen Häretikern heilen, damit sie durch heilige Barmherzigkeit die Gesundheit erlangen und so lieber das Heilmittel ein Zeugniß für den heiligen Glauben ablege, als die Verurtheilung ein Beispiel gerechter Strenge. Möge nur die Wahrheit selbst der Unterredung S. 448 und Darlegung, welche über sie unternommen wird, beistehen und dem menschlichen Irrthum mit jener Liebe helfen, in welcher Gott sich herabließ, zu den Menschen zu kommen, der ja ganz besonders dazu auf Erden und in Menschennatur geboren werden wollte, damit das Irrige fortan keinen Platz mehr habe.
